Neuenburg (awp) - Die Jahresteuerung in der Schweiz ist im April deutlich gestiegen und notiert erstmals seit über einem Jahr wieder über null. Zuletzt war die Inflation im Januar 2020 und damit vor der Corona-Pandemie im positiven Bereich gewesen.

Im April 2020 stieg die Inflation auf +0,3 Prozent von -0,2 Prozent im Monat davor. Im Zuge der Pandemie war sie stark gesunken und hatte im Juni vergangenen Jahres bei -1,3 Prozent einen Tiefpunkt erreicht, seither ging es mehr oder weniger konstant wieder leicht nach oben.

Nun ist gut ein Jahr nach Beginn der Pandemie der Basiseffekt bzw. der Effekt der stark gesunkenen Ölpreisen wegegefallen und die Inflation wieder in den positiven Bereich vorgerückt. So waren die Erdölprodukte gemäss dem am Mittwoch vom Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlichten Konsumentenpreis-index (SPI) im April 16,2 Prozent teurer als noch im April 2020.

Auch der wieder schwächere Schweizer Franken dürfte seinen Teil zum Inflationsanstieg beigetragen haben. Das Ende der Fahnenstange sei aber noch nicht erreicht, heisst es in einem Kommentar der VP Bank. Der Anstieg werde sich fortsetzen. Die Corona-Pandemie habe die Preise vieler Güter durcheinandergewirbelt und das Konsumverhalten habe sich mit Ausbruch des Virus schlagartig verändert.

Elektronische Produkte etwa machten Preissprünge, während Flug- oder auch Übernachtungspreise purzelten oder kaum noch adäquat erfasst werden konnten, weil es keinen Markt mehr gab. All diese Effekte machten sich nun in der Teuerung bemerkbar, so die Analysten.

Allzu dramatisch dürfte es vorläufig aber nicht nach oben gehen. Gewisse weitere Corona-Basiseffekte dürften die Jahresrate im Verlauf des Jahres zwar noch etwas weiter anheben, aber wohl nicht wirklich viel, meinen die Ökonomen von Raiffeisen Schweiz.

Die überaus rasche und starke Erholung der weltweiten Güternachfrage führe zwar vielerorts zu Lieferverzögerungen und Kostensteigerungen. Die Engpässe sollten sich jedoch mit einer Normalisierung des Umfelds nach und nach wieder auflösen, auch weil während der Pandemie wenig Produktionskapazitäten "zerstört" worden seien, so Raiffeisen weiter. Deshalb werde von den Notenbankern auch kein nachhaltiges Überschiessen der Inflation erwartet.

Im Monatsvergleich ebenfalls ein leichter Anstieg

Im Vergleich zum Vormonat März stieg der CPI um 0,2 Prozent auf 100,8 Punkte, wie das BFS weiter mitteilte, wobei der Anstieg auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sei. Neben Fruchtgemüse seien auch die Preis für Bekleidung und Hotelübernachtungen gestiegen. Dagegen hätten sich Heizöl und Beeren verbilligt.

Allerdings gibt es laut BFS noch immer Einschränkungen bei der Preisberechnung in gewissen Bereichen wie etwa bei Pauschalreisen, Flugtarifen und Restaurants. Man kann aber davon ausgehen, dass sich dies mit der Fortsetzung der Impfkampagne langsam wieder normalisieren wird.

Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI), anhand dessen die hiesige Teuerung mit jener in den europäischen Ländern verglichen werden kann, stieg im April um 0,3 Prozent auf 100,79 Punkte. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat entspricht dies laut den Angaben einer Veränderungsrate von -0,1 Prozent.

uh/rw