Frankfurt (Reuters) - Die anhaltend hohe Inflation bleibt der Bremsklotz für die Börsen.

Dax und EuroStoxx50 notierten am Mittwochvormittag im Nachgang zu einer nicht so deutlich wie erwartet zurückgegangenen August-Teuerungsrate in den USA jeweils 0,2 Prozent niedriger bei 13.160 und 3580 Punkten. Das Inflationsproblem in den USA sei im Vergleich zum Rest der Welt am schwierigsten zu lösen, da die zugrundeliegenden Triebkräfte, vom Wohnungsbau bis zu den Löhnen, frustrierend hartnäckig seien, sagte Ben Laidler, Marktstratege beim Broker eToro. "Dies lässt die Märkte auf einen steinigen Erholungspfad bis ins Jahr 2023 spekulieren." Für den deutschen Aktienmarkt sei der weitere Handelsverkauf wegweisend für die mittelfristige Entwicklung, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Handelshaus RoboMarkets. "Schlägt der zuletzt wieder aufgekommene Optimismus komplett wieder in Inflations- und Zinsangst um, ist die Rally vorbei, ehe sie so richtig begonnen hat und es droht erneut der Sturz des Dax in Richtung Jahrestief."

An den Börsen gilt es als ausgemacht, dass die Fed in der kommenden Woche die Zinsen das dritte Mal in Folge mindestens um 75 Basispunkte anheben wird. Mittlerweile wird sogar mit einer Wahrscheinlichkeit von 38 Prozent von einem vollen Prozentpunkt ausgegangen, was die Angst der Anleger vor einer Rezession schürt. Entsprechend warfen Investoren kurzlaufende Anleihen aus den Depots. Die Rendite der zweijährigen US-Treasuries zog auf 3,804 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit November 2007 an. Die deutschen Pendants markierten bei 1,446 Prozent ein frisches Elf-Jahres-Hoch.

Weiteren Aufschluss über den geldpolitischen Kurs der Fed dürften im Tagesverlauf die US-Erzeugerpreise liefern. Der zuletzt von den Zinsaussichten beflügelte Dollar-Index notierte etwas tiefer. Die japanische Notenbank bereitet sich einem Medienbericht zufolge wegen der starken Abwertung der Landeswährung Yen zum Dollar auf einen Eingriff am Devisenmarkt vor. Der Dollar verbilligte sich daraufhin um rund ein Prozent auf 143,40 Yen.

LAGE AM GASMARKT BLEIBT ANGESPANNT - UNIPER IM FADENKREUZ

An den Rohstoffmärkten bewegten sich die Gaspreise mit Blick auf die angespannte Versorgungslage aus Russland weiter nach oben. Der europäische Future stieg um rund acht Prozent auf 210 Euro je Megawattstunde. Im Vergleich zu seinem Rekordhoch von Ende August hat der Preis in den vergangenen Wochen aber dank gut gefüllter Spreicher insgesamt fast 50 Prozent verloren.

Brenzlig dürfte es bei Uniper bleiben. Die Bundesregierung erwägt einem Medienbericht zufolge eine Verstaatlichung des angeschlagenen Energiekonzerns. Ein Insider sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dies sei die einzig verbliebene Möglichkeit, da die Kapitalressourcen erschöpft seien. Uniper muss für den Ersatz von russischem Gas am teuren Spotmarkt erwerben - und macht dabei Milliardenverluste. Die Aktien fielen um mehr als sieben Prozent.

ZARA-MUTTER ÜBERZEUGT ANLEGER - KION-AUSBLICK ENTSETZT

Überraschend starke Halbjahreszahlen von Inditex hellten die Stimmung im europäischen Einzelhandelssektor auf. Die Aktien der Zara-Mutter stiegen um mehr als fünf Prozent, der Branchenindex gewann rund zwei Prozent. JP Morgan zufolge lag das operative Ergebnis neun Prozent über den Schätzungen. Auf Talfahrt gingen hingegen die Aktien von About You, die bis zu 13,4 Prozent absackten. Der Online-Modehändler hat die Kaufzurückhaltung infolge der Inflation zu spüren bekommen und daher seine Jahresziele eingedampft.

Der Gabelstapler-Hersteller Kion vergraulte die Investoren mit einem erwarteten operativen Verlust von 100 Millionen Euro bis 140 Millionen Euro im Quartal. Die Aktien standen mit Minus 23 Prozent vor ihrem größten Tagesverlust. "Eine Gewinnwarnung war erwartet worden, aber nicht in diesem Ausmaß", sagte ein Händler. Die Margen würden sehr wahrscheinlich unter Druck bleiben, da die Firma nicht in der Lage sei, die höheren Kosten bei langjährigen Projekten an die Kunden weiterzureichen.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)