TEHERAN (dpa-AFX) - Wegen des starken Anstiegs der Fallzahlen gibt es im Iran keine Krankenhausbetten mehr für Corona-Patienten. Das sagte Massud Mardani, Mitglied des iranischen Corona-Krisenstabs, in einem Interview mit der Zeitung "Watane'e Emrus" am Mittwoch. "Falls der Ernst der Lage weiterhin von den Verantwortlichen ignoriert wird, müssen die Corona-Patienten in Großstädten wie Teheran demnächst in den Korridoren der Krankenhäuser behandelt werden, weil es einfach keine Betten mehr gibt."

In den meisten Städten wird die Maskenpflicht laut Mardani nur noch von der Hälfte der Menschen eingehalten. Epizentrum der Infektionen seien öffentliche Verkehrsmittel und Einkaufszentren in Großstädten. Besonders schlimm sei die Lage in der Hauptstadt Teheran mit ihren 13 Millionen Einwohnern. "Die Lage ist so kritisch, dass die Forderung nach einer einwöchigen Ausgangssperre in Teheran durchaus realistisch ist (...) Sonst kriegen wir ernsthafte Engpässe bei der medizinischen Versorgung," sagte der Epidemiologe und Infektionsexperte.

Präsident Hassan Ruhani ist gegen Lockdowns. Da unklar sei, wie lange die Pandemie andauern werde, sollten die Menschen lernen, mit Corona zu leben, lautet sein Standpunkt. Entsprechend fordert er Normalisierung und gleichzeitig strikte Einhaltung der Hygiene-Vorschriften.

Die Fallzahlen bestätigen unterdessen die Befürchtungen und Warnungen der Gesundheitsexperten. Zuletzt wurden täglich mehr als 200 Tote sowie 3500 Neuinfektionen registriert. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums gab es seit dem Ausbruch der Pandemie Ende Februar mehr als 25 000 Corona-Tote und über 450 000 Infizierte./str/fmb/DP/zb