FRANKFURT (dpa-AFX) - Die gefährliche Eskalation der Lage im Nahen Osten sorgt an den Finanzmärkten weiter für eine angespannte Stimmung und steigende Ölpreise. Am Montag gab es erneut eine verstärkte Nachfrage nach sicheren Anlagehäfen, wobei der Goldpreis den höchsten Stand seit mehr als sechs Jahren erreichte. Traditionell sichere Anlagen wie Bundesanleihen oder Schweizer Franken konnten ebenfalls zulegen, wenn auch nicht mehr so stark wie Ende der vergangenen Woche. Erneut machten die Anleger einen Bogen um riskantere Anlagen. Der Frankfurter Aktienmarkt stand weiter unter Druck.

DAX FÄLLT UNTER 13 000 PUNKTE

Der deutsche Leitindex Dax sackte im frühen Handel um knapp zwei Prozent ab und fiel damit erstmals seit einem Monat wieder unter die runde Marke von 13 000 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor mehr als einen Prozent. Mit Ausnahme des europäischen Ölsektors, der wie schon am Freitag von den steigenden Ölpreisen profitierte, erlitten alle Sektoren Kursverluste. Der Reisesektor, in dem auch die Aktien von Fluggesellschaften enthalten sind, zählte erneut zu den größten Verlierern. Im Dax rutschten Lufthansa-Aktien um knapp drei Prozent ab und weiteten damit die Einbußen vom Freitag aus.

Analyst Christian Schmidt von der hessischen Landesbank Helaba sprach von einem "sprunghaften Anstieg der Risikoaversion" unter Investoren angesichts der Auseinandersetzung zwischen Washington und Teheran. Ähnlich sah es die Postbank: "Der US-Militärschlag beendete die Neujahrseuphorie schlagartig", hieß es in einem Marktkommentar mit Blick auf die Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani durch die USA. Dieser habe die Sorgen um eine militärische Eskalation im Nahen Osten geschürt.

Ein Aktienhändler führte die erneut herben Verluste auch darauf zurück, dass viele Marktteilnehmer nach dem Jahreswechsel erst an diesem Montag wieder an die Börsen zurückgekehrt sein dürften: "Sie können erst heute auf die düstere Nachrichtenlage reagieren". Der Druck auf die Notierungen könne sich folglich im Verlauf des Tages noch verstärken.

GOLDPREIS WEITER IM HÖHENFLUG

Weiterhin hoch ist die Nachfrage nach Gold. In der vergangenen Nacht stieg der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) bis auf 1588,13 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Frühjahr 2013. Bis zum Morgen bröckelte der Kurs wieder etwas ab, lag aber mit 1575 Dollar immer noch fast zwei Prozent über dem Stand von Freitagabend. Damit setzte sich der Kursanstieg der vergangenen Tage infolge der Eskalation der Iran-Krise fort. Gold ist bereits seit Anfang Dezember im Höhenflug und hat seitdem etwa acht Prozent an Wert gewonnen. In Euro gerechnet erreichte der Goldpreis sogar ein neues Rekordhoch bei 1422,88 Euro je Feinunze.

BRENT-ÖL ÜBER 70 DOLLAR

Weiter kräftig nach oben ging es auch mit den Ölpreisen. Am frühen Montagmorgen stieg der Preis für US-Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) zeitweise bis auf 64,72 US-Dollar je Barrel (159 Liter). Damit erreichte der Preis den höchsten Stand seit vergangenem April. Seit Beginn des Jahres sind die Preise für WTI und das Nordsee-Rohöl Brent bereits um jeweils etwa sechs Prozent gestiegen.

Am Montagvormittag wurde US-Öl bei 64,22 Dollar gehandelt. Das waren aber immer noch 1,17 Dollar mehr als am Freitag. Kräftig nach oben ging es auch mit dem Preis für Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee, der für deutsche Verbraucher wichtig ist. Hier stieg die Notierung für ein Fass um 1,47 Dollar auf 70,07 Dollar.

BUNDESANLEIHEN GEFRAGT

Auch deutsche Bundesanleihen bleiben wegen der Eskalation der Lage im Nahen Osten bei Anlegern gefragt und konnten an die Kursgewinne vom vergangenen Freitag angeknüpft. Allerdings legten sie nicht mehr so stark zu. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen fiel im Gegenzug auf minus 0,30 Prozent. In der vergangenen Woche hatte sie vor dem US-Raketenangriff mit minus 0,16 Prozent noch den höchsten Stand seit vergangenem Mai erreicht.

Am Devisenmarkt hat sich die Lage hingegen vorerst etwas entspannt. Der Kurs des Euro konnte sich stabilisieren, nachdem er zuvor durch einen starken US-Dollar belastet worden war. Weiterhin gefragt blieb der Schweizer Franken, der am Markt ebenfalls als sicherer Anlagehafen geschätzt wird.

"Die neuerliche Sicherheitsnachfrage dürfte anhalten und auch die wohl soliden Konjunkturdaten kompensieren", sagte Anleiheexperte Michael Leister von der Commerzbank. Die Nahost-Politik des US-Präsidenten Donald Trump sei kaum vorhersehbar "und impliziert somit größere Risiken als sein Handelskrieg mit China", lautet die Einschätzung von Leister./jkr/bek/fba