AMSTERDAM (awp international) - Der Lieferando-Betreiber Just Eat Takeaway will seine Geschäfte im laufenden Jahr weiter auf Vordermann bringen. Er hat sich dafür mehr vorgenommen als erwartet. Fragen wirft derweil der weiter strauchelnde Verkaufsprozess für die schwierige US-Tochter Grubhub auf. Die Aktien von Just Eat Takeaway gerieten unter Druck.
Nach Beginn Handels fiel der Kurs um rund fünf Prozent. In dem Sog rutschten auch die Papiere des Berliner Essenslieferdienstes Delivery Hero um 2,5 Prozent ab, während der Kochboxenversender Hellofresh nach einem anfänglichen Verlust um zwei Prozent zulegte.
Dass Grubhub noch immer nicht verkauft ist, begründete Just-Eat-Konzernchef Jitse Groen in einer Telefonkonferenz mit Journalisten mit unterschiedlichen Ansichten über einen angemessenen Preis. Die Gespräche dauerten an, hiess es.
Grubhub knabbert am gesetzlichen Provisionslimit für Essenslieferungen. Ursprünglich hatte Just Eat Takeaway das Unternehmen für sieben Milliarden US-Dollar übernommen. Allerdings musste schon Milliardensummen Firmenwert abgeschrieben werden.
Wegen Wertminderungen für "vergangene Akquisitionen" schrieb Just Eat Takeaway 2023 unter dem Strich ein Nettoverlust von 1,85 Milliarden Euro. Das war allerdings deutlich weniger als der Fehlbetrag von knapp 5,7 Milliarden im Jahr zuvor.
Wie der Essenslieferdienst am Mittwoch weiter mitteilte, soll im laufenden Jahr der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf rund 450 Millionen Euro steigen. Der Bruttotransaktionswert (Gross Transaction Volume, GTV) soll gegenüber dem Vorjahr währungsbereinigt um zwei bis sechs Prozent zulegen. Bei dieser Kennziffer klammert der Essenslieferdienst das schwierige Geschäft in Nordamerika aus. Der Konkurrent Delivery Hero hat sich für 2024 deutlich ambitioniertere Ziele gesetzt.
2023 haderte Konzernchef Jitse Groen auch weiter mit dem verlustreichen Geschäft in der zusammengewürfelten Region Südeuropa, Australien und Neuseeland sowie dem Sorgenkind Nordamerika. Beide Segmente machen rund 40 Prozent der konzernweiten Bestellungen aus und verzeichneten beim Bestellvolumen Rückgänge im zweistelligen Prozentbereich.
Den deutlichen Anstieg des bereinigten operativen Gewinns im Jahr 2023 um mehr als 300 Millionen Euro auf 324 Millionen Euro verdankt Just Eat Takeaway vor allem seinen profitableren Regionen Nordeuropa mit dem Ankermarkt Deutschland sowie Grossbritannien und Irland. Vor allem von letzterer Region zeigte sich UBS-Analyst Jo Barnet-Lamb positiv überrascht.
Bernstein-Branchenkenner William Woods kommentierte dagegen, dass das Zahlenwerk zum abgeschlossenen Jahr und der vorsichtige Ausblick für Zweifel sorgen dürften. Seiner Ansicht nach hätten alle Segmente mit Ausnahme von Nordeuropa schlechter abgeschnitten als gedacht./ngu/men/mis