Eine Auswahl an Kommentaren aus Tageszeitungen zu wichtigen Themen des Tages.

HOMEOFFICE

Handelsblatt: "Doch auch wenn es gute Gründe gibt und das Volumen überschaubar ist, so bleibt doch ein Beigeschmack: Einmal mehr vermittelt die Große Koalition den Eindruck, dass sie jeden für jede Belastung und Zumutung dieser Krise entschädigen kann. Unternehmen, die schließen müssen, bekommen ihren Umsatz großzügig ersetzt; die Corona-Helden erhalten ihren Bonus steuerfrei; Familien einen Zuschlag beim Kindergeld und so weiter. Jede Maßnahme für sich lässt sich bestens begründen, alle zusammen führen aber zu einem gewaltigen Kostenblock. Natürlich sollte in der Krise nicht geknausert werden, Wirtschaftshilfen und Konjunkturpaket sind grundsätzlich richtig. Und trotzdem darf man die Kosten nicht aus dem Blick verlieren."

Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Einige in der Koalition dringen darauf, die Homeoffice-Pauschale zusätzlich zum Arbeitnehmerpauschbetrag zu gewähren. Das würde riesige Kosten verursachen, weshalb Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hier bremst. Scholz tut dies aus guten Gründen - genauso, wie er vernünftigerweise darauf pocht, dass an ein und demselben Tag nicht Homeoffice- und Pendlerpauschale zugleich geltend gemacht werden. Die Regierung muss helfen, auch und gerade in Zeiten der Pandemie. Aber der Staat kann weder in Corona-Zeiten für jeden Verlust aufkommen, noch hinterher jedes Problem lösen. (...) Es geht um das Geld, das jeder Einzelne aufbringt: darunter auch die Verkäuferin, der Pfleger oder die Gebäudereinigerin, die gar nicht zu Hause arbeiten und von einer Homeoffice-Pauschale profitieren können."

Der Tagesspiegel: "Schon gar nicht generös ist die mitgelieferte Obergrenze von 500 Euro pro Jahr, die dem Vernehmen nach gelten soll. (...) Wenn die Regierung ausgerechnet jetzt ängstlich mit der Höhe der Ausgaben gegen eine großzügigere - und der Lebenswirklichkeit angemessenere - Regelung argumentiert, ist das wenig glaubwürdig. Nach einer wahren Orgie von Entlastungen, übertriebenen Umsatzerstattungen und sonstigen Zuschüssen ausgerechnet bei denen zu sparen, die nach wie vor im Dienst sind, also Steuermittel erwirtschaften, ist Geiz an der falschen Stelle. Es wirkt zudem wie der etwas feige Zugriff auf jene, die sich schlecht wehren können."

Mitteldeutsche Zeitung: "Der Staat ist kein Bankautomat, von dem man einfach so, wie es einem gefällt, Geld abheben könnte - schon gar nicht ohne Limit. Der Staat sind wir alle. Es geht um das Geld, das jeder einzelne Steuerzahler aufbringt: darunter auch die Verkäuferin, der Pfleger oder die Gebäudereinigerin, die gar nicht zu Hause arbeiten und von einer Home-Office-Pauschale profitieren können. Die Koalition täte also gut daran, die Home-Office-Pauschale für die Zeit der Pandemie zügig, aber auch in einer maßvollen Variante auf den Weg zu bringen."

VON DER LEYEN

Augsburger Allgemeine: "Man mag Ursula von der Leyens Führungsstil als wenig teamfähig bezeichnen, ihre Personalpolitik als falsch geißeln und ihren Hang zu pathetischen Überschriften anstelle von nüchternen Inhalten kritisieren. Aber wer an der Spitze der EU-Kommission steht, braucht mehr als nur gute Führungsnoten. Weil die Persönlichkeit einen immer präsenten Begleiter hat, in dessen Schatten man steht: die Staats- und Regierungschefs. Und in diesem Fall auch noch eine Bundeskanzlerin als Vertreterin der deutschen Ratspräsidentschaft. Das lässt wenig Platz für Selbstdarstellung und Eigeninitiative und fordert umso mehr Kompromissbereitschaft."

CORONA-HILFEN

Die Welt: "Wer zahlt das Ganze eigentlich? Diese Frage hat der Fraktionsvorsitzende im Bundestags, Ralph Brinkhaus, aufgeworfen. Und ist dafür vom Nestor der Landesfürsten, Volker Bouffier, jetzt im Parteipräsidium kräftig abgewatscht worden. Denn bisher zahlt der Bund. Das ist eingeübte, aber schlechte Praxis im deutschen Föderalismus. Der Bund hat sich zuletzt - ob in der Bildungs-, in der Familien-, oder in der Flüchtlingspolitik - Zustimmung zu seinen 'Projekten' bei den Ländern erkauft. Oft zum Schaden Dritter: Denn die Kosten für Kita-Ausbau und Flüchtlingsintegration bleiben bei den Kommunen hängen."

JOGI LÖW

Mitteldeutsche Zeitung: "Seit Montag steht fest: 'Bundes-Jogi' darf weitermachen. Mindestens bis zur EM 2021. Dass der Verband mit seinem Vertrauensbeweis für Löw den eigenen Zeitplan überholte, passt. Offensichtlich konnte es mit dem typischen 'Weiter so' gar nicht schnell genug gehen. Ausbleibende Konsequenzen überraschen zwar längst nicht mehr. Sie enttäuschen aber immer wieder. Da fabriziert die Nationalmannschaft unter Löws anteilloser Beobachtung mit einem 0:6 in Spanien die höchste Pleite seit 1931. Sie karikiert das Gerede von einem hoffnungsvollen Neustart nach dem - ebenfalls von Löw verantworteten - WM-Desaster 2018. Und es passiert: nichts."

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November 30, 2020 14:23 ET (19:23 GMT)