Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Fast hatte man eine Rezession in Deutschland schon abgeschrieben, da stand sie mit Veröffentlichung der BIP-Zahlen für das vierte Quartal doch wieder in der Tür: Um 0,2 Prozent ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gefallen. Der Grund dafür ist im schwachen Privatkonsum zu suchen, nicht in der von hohen Preisen und sinkender Nachfrage geplagten Industrie. Das ist jedenfalls das Bild im Vorfeld der Daten zur Industrieproduktion im Dezember, die das Statistische Bundesamt am Dienstag veröffentlichen wird. Einen Tag vorher kommen Auftragseingänge sowie Umsatzdaten aus verarbeitendem Gewerbe und Dienstleistungssektor.

Daneben bringt die Woche zwei Zinsentscheidungen, den Bericht der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Bankenaufsicht 2022, sowie die EZB-Monatsberichte zu den Kaufprogrammen APP und PEPP. Am Freitag teilt die EZB mit, von wie viel Liquidität aus Langfristtendern sich die Banken vorfristig trennen wollen.


   Produktion geht im Dezember zurück - Autoproduktion gesunken 

Die deutsche Produktion ist in den vergangenen Monaten allen Widrigkeiten zum Trotz mehr oder weniger stabil geblieben. Für Dezember erwarten die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte aber einen Rückgang um 0,6 Prozent. Dafür spricht nach Aussage von Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen, dass die Pkw-Produktion im Dezember zwar um 2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lag, woraus bei Anwendung seiner Saisonbereinigung aber ein deutliches Minus im Monatsvergleich wird. Destatis veröffentlicht die Daten am Dienstag (8.00 Uhr).

Hinweise zur Produktion werden die schon am Montag (8.00 Uhr) anstehenden Zahlen zum Umsatz im verarbeitenden Gewerbe liefern. Dann kommen auch die Daten zum Auftragseingang - erwartet wird ein Anstieg von 2,0 Prozent - und die zum Dienstleistungsumsatz im November. Weitere deutsche Aktivitätsdaten der Woche sind der Maut-Fahrleistungsindex für Januar (Donnerstag, 8.00 Uhr) und die zum Inlandstourismus im Dezember (Freitag, 8.00 Uhr).


   Destatis liefert deutsche Inflationsdaten für Januar nach 

Das Statistische Bundesamt (Destatis) liefert mit Verspätung Verbraucherpreisdaten für Januar nach. Eigentlich hatten die Daten am 31. Januar veröffentlicht werden sollen, doch daraus wurde aufgrund technischer Probleme nichts. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten prognostiziert, dass der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) gegenüber dem Vormonat um 1,4 Prozent stiegen würde, wodurch die Inflationsrate auf 10,2 (Dezember: 9,6) Prozent zugelegt hätte.

Unterdessen hat Eurostat aber einen monatlichen Preisrückgang von 0,4 Prozent und eine Inflationsrate von nur noch 8,5 (9,2) Prozent gemeldet und dabei für Deutschland einen nicht veröffentlichten Schätzwert verwendet. Insofern ist die Veröffentlichung des deutschen HVPI immer noch interessant.


   TLTRO-Rückzahlung lässt Überliquidität nur marginal sinken 

Die Banken des Euroraums haben erneut die Gelegenheit, sich vorfristig von Liquidität zu trennen, die sie unter sehr günstigen Konditionen im Rahmen langfristige rund gezielter Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) aufgenommen hatten. Inzwischen hat die Europäische Zentralbank (EZB) diese Bedingungen verändert und damit Argumente für eine Rückzahlung geliefert. Gleichwohl halten die Banken weiter mehr als 4 Billionen Euro überschüssige Liquidität bei der EZB. Eine Rückzahlung im geschätzten Volumen von um die 50 Milliarden Euro würde hieran nichts ändern. Die EZB informiert über die Rückzahlungen am Freitag (12.05 Uhr)

Die EZB berichtet außerdem über die Anleihekäufe unter dem APP-Programm im Januar und die Käufe unter dem PEPP-Programm im Dezember und Januar. Die EZB ist bestrebt die Bestände unter beiden Programmen konstant zu halten. Das Augenmerk der Analysten liegt auf der Frage, ob sich die Anteile der Staatsanleihen einzelner Ländern am gesamten Portfolio verändert haben. Die Daten werden am Dienstag (15.00 Uhr) veröffentlicht.

Zinsentscheidungen kommen in der Woche von der Reserve Bank of Australia (Dienstag, 4.30 Uhr) und der schwedischen Riksbank (Donnerstag, 9.30 Uhr).

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/smh

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February 06, 2023 01:00 ET (06:00 GMT)