--Deutsche HVPI-Inflation dürfte auf 4,1 Prozent zulegen

--Lagarde und Powell beim geldpolitischen Forum der EZB

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Inflationsdruck im Euroraum dürfte im September erneut zugenommen haben. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent gestiegen sind, wodurch sich die Jahresteuerungsrate auf 3,3 (August: 3,0) Prozent erhöhen würde. Eurostat veröffentlicht die Daten am Freitag (11.00 Uhr). Weitere Daten mit Inflationsbezug sind die Verbraucherpreisdaten aus Deutschland und Spanien sowie die zum Preisindex der persönlichen Konsumausgaben in den USA (PCE-Deflator).

Die Inflationsentwicklung im Euroraum ist in diesem Jahr nur in drei von acht Monaten nicht stärker als von Analysten im Vorfeld erwartet ausgefallen und hat auch die Europäische Zentralbank (EZB) überrascht. Die Inflationsrate stieg von minus 0,3 Prozent im Januar auf plus 3,0 Prozent im August und dürfte bis Jahresende weiter zulegen.

Die EZB, die für mittelfristige Preisstabilität sorgen soll, ist durchaus etwas beunruhigt, auch wenn Offizielle nach wie vor betonen, dass hier vor allem vorübergehende Faktoren am Werk seien. Die Risiken, dass die Inflation stärker als derzeit prognostiziert steigen könnte, haben jedenfalls zugenommen. Ein Faktor unter vielen sind die Gaspreise, aber auch die von anhaltenden Lieferengpässen getriebenen Erzeugerpreise der Unternehmen und der Sparüberhang der Konsumenten.

Ob das für eine raschere Anhebung der Zinsen und damit auch eine Beendigung bzw. Bremsung der Wertpapierkäufe führen wird, ist allerdings völlig unklar. Marktteilnehmer warten mit Spannung auf die im Dezember anstehenden Inflationsprognosen der EZB, die erstmals das Jahr 2024 einschließen werden. Zuletzt prognostiziert die EZB für 2023 eine Inflationsrate von 1,5 Prozent.

Die Erwartungen der Märkte für die europäischen Verbraucherpreise dürften von den am Donnerstag (14.00 Uhr) anstehenden deutschen Inflationsdaten beeinflusst werden. Volkswirte erwarten, dass der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) mit einer Jahresrate von 4,1 (3,4) Prozent gestiegen ist. Bereits am Mittwoch (9.00 Uhr) kommen spanische Preisdaten, hier wird ein Anstieg auf 3,4 (3,3) Prozent prognostiziert.

Marktteilnehmer und Analysten werden genau hinhören, wenn EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Dienstag (14.00 Uhr) ihre Rede zur Eröffnung des geldpolitischen Forums der EZB hält. Möglicherweise greift sie dabei auch das Thema des Ökonomen Charles Goodhart auf, der ab 17.00 Uhr über die Zukunft der Inflation spricht. Goodhart vertritt die These, dass die Jahre niedriger Inflationsraten vor allem aufgrund global enger werdender Arbeitsmärkte vorbei sind.

Auch in den USA ist die Inflation in den vergangenen Monaten überraschend deutlich gestiegen, was die Federal Reserve dazu bewogen hat, den Beginn einer schrittweisen Verringerung ihrer Wertpapierkäufe im November in Aussicht zu stellen. Am Mittwoch (17.45 Uhr) beginnt - ebenfalls beim geldpolitischen Forum der EZB - eine Podiumsdiskussion, an der neben Lagarde auch Fed-Chairman Jerome Powell, sowie die Notenbankpräsidenten Großbritanniens und Japans teilnehmen werden. Erfahrungsgemäß bringen derartige Super-Panels aber wenig Erkenntnisgewinn.

Das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß, der Preisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE-Deflator), ist im Juli mit einer Jahresrate von 4,2 (Juni: 4,0) Prozent gestiegen und der Kernindex um 3,6 (3,6) Prozent. Daten für August veröffentlicht das Bureau of Economic Analyses am Freitag (14.30 Uhr).

Sonstige wichtige Konjunkturindikatoren der Woche sind die chinesischen Einkaufsmanagerindizes CFLP und Caixin, die am Donnerstag (3.00 und 3.45 Uhr) kommen, der europäische Wirtschaftsstimmungsindex Esi (Mittwoch, 11.00 Uhr), der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter in den USA (Montag, 14.30 Uhr) sowie der Tankan-Index der Bank of Japan (Freitag, 1.50 Uhr).

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/apo

(END) Dow Jones Newswires

September 27, 2021 01:00 ET (05:00 GMT)