Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Inflationsdruck in den USA dürfte im August außerordentlich hoch geblieben sein. Volkswirte rechnen nach dem Factset-Konsens damit, dass die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent gestiegen sind, wodurch die Jahresteuerung lediglich auf 5,3 (Juli: 5,4) Prozent sinken würde. Das Arbeitsministerium wird die Preisdaten am Dienstag (14.30 Uhr) veröffentlichen.

Die im Juli verzeichnete Jahresrate von 5,4 Prozent war die höchste seit Beginn der Finanzkrise 2008. Ursache war zum einen der starke Anstieg der Benzinpreise. Zum anderen zeigt ein Blick auf die Kernrate (4,3 Prozent) aber, dass auch abseits der Energie einiges an "Musik" drin ist.

Auch andere Inflationstreiber hatten einen Krisenbezug. So stiegen die Gebrauchtwagenpreise erneut sehr stark und auch die Preise von Mietwagen zogen kräftig an. Analysten führen beides auf Lieferprobleme bei Neuwagen zurück, die wiederum auf dem weltweit grassierenden Chip-Mangel beruhten. Nach Aussage der Commerzbank standen diese drei Kategorien alleine für 8 Prozent des Preisanstiegs.

Nicht ohne Grund schaut die US-Notenbank bei der Beurteilung des Teuerungsgeschehens lieber auf breitere Inflationsmaße - zum Beispiel den Preisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE-Deflator). Aber auch dessen Jahresrate lag im Juli bei 4,2 Prozent und die des Kernindex (ohne Energie und Nahrungsmittel) bei 3,6 Prozent.

An den Finanzmärkten wird diese Entwicklung mit Sorge verfolgt, denn die hohen Bewertungen an den Anleihe- und Aktienmärkten lassen sich nur mit der Aussicht auf längere Zeit niedrige Zinsen rechtfertigen. Die Fed hat zuletzt kommuniziert, dass sie noch in diesem Jahr mit einer Verringerung ihrer Anleihekäufe beginnen will. Für etwas Verunsicherung sorgte zuletzt allerdings der schwache Arbeitsmarktbericht für August.

Am Mittwoch (14.30 Uhr) kommen die Importpreisdaten. Volkswirte erwarten hier einen monatlichen Anstieg von 0,3 Prozent. Die Jahresrate hatte im Juli bei 10,2 Prozent gelegen. Andere wichtige US-Daten sind die zur Industrieproduktion (Mittwoch, 15.15 Uhr) sowie zum Einzelhandelsumsatz (Donnerstag, 14.30 Uhr). Zudem kommen der Empire-State-Index (Mittwoch, 14.30 Uhr) und der Philly-Fed-Index (Donnerstag, 14.30 Uhr).

Einen Bezug zur künftigen Inflation haben die Arbeitskosten des Euroraums (zweites Quartal), über die Eurostat am Mittwoch (11.00 Uhr) informiert.

Am Freitagabend aktualisieren Moody's und Standard & Poor's (S&P) ihre Ratings für Portugal und Spanien. Moody's hat Portugals Ba2-Rating seit 2019 auf "Positive Watch", S&P Spaniens A-Rating seit 2020 auf "Negative".

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September 10, 2021 07:59 ET (11:59 GMT)