Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Rund ein Jahr nach der Verabschiedung der Nationalen Wasserstoffstrategie hat das Bundeskabinett eine positive Zwischenbilanz der bisherigen Umsetzung gezogen. "Grüner Wasserstoff ist ein zentraler Baustein für das Gelingen der Energiewende in Deutschland, aber auch für die Erreichung der nationalen und globalen Energie- und Klimaziele", hieß erklärte die Regierung.

Der weitere Markthochlauf von Wasserstofftechnologien und die Verfügbarkeit ausreichender Importmengen seien die zwei entscheidenden Hebel, an den weiter mit ganzer Kraft gearbeitet werden müsse. Wasserstoff sei entscheidend für die Dekarbonisierung der Stahl- und Chemieindustrie, aber auch des Verkehrssektors. Zugleich seien Wasserstofftechnologien zunehmend wichtig für die deutsche Exportwirtschaft. Eine starke Energieforschung trage dazu bei, dass Innovationen in diesem Bereich vorbereitet und der Transfer in den Markt beschleunigt werden.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) betonte, die Regierung stelle über 8 Milliarden Euro für 62 Wasserstoffprojekte zur Verfügung, davon rund 2 Milliarden für die Stahlindustrie. "So fördern wir Arbeitsplätze, Wachstum und Klimaschutz", meinte er. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hob hervor, man brauche Wasserstoff, um die Klimaschutzziele im Verkehrsbereich zu erreichen. "Wichtig ist jetzt, dass es wirtschaftliche Projekte auf dem Markt gibt", hob er hervor.


   Mehr Ehrgeiz bei Schlüsselprozessen nötig 

Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) erklärte, Deutschland bleibe Energieimportland. "Daher müssen wir rasch mit unseren ausländischen Partnern die Lieferketten für Grünen Wasserstoff bilden." Zugleich gelte es, in Deutschland Elektrolysekapazitäten aufzubauen und industrielle Schlüsselprozesse auf Grünen Wasserstoff umzustellen. "Hier müssen wir noch ehrgeiziger und vor allem mutiger werden", forderte die CDU-Politikerin. Dafür würden Investitionen in Innovationen benötigt.

Wie das Wirtschaftsministerium zudem bekanntgab, verabschiedete die Regierung auch den von Altmaier vorgelegten Entwurf einer Wasserstoffnetzentgeltverordnung. Die Transportinfrastruktur für Wasserstoff müsse "von Anfang an mitgedacht werden", wofür ein klarer regulatorischer Rahmen nötig sei. Konkret treffe die Verordnung Aussagen zur Ermittlung der sogenannten berücksichtigungsfähigen Netzkosten und schaffe eine verlässliche Grundlage für die Kalkulation der Netzkosten, die von Betreibern von Wasserstoffnetzen über Netzentgelte finanziert werden.

Die Verordnung, die nun der Bundesrat beschließen muss, soll nur für diejenigen Betreiber von Wasserstoffnetzen gelten, die unwiderruflich an der Regulierung des Wasserstoffnetzbetriebs teilnehmen. Die übrigen Betreiber sollen aufgrund eines Wahlrechts "weiterhin grundsätzlich frei in der Art und Weise" sein, wie sie die Kosten des Netzbetriebs und die Netzentgelte ermitteln.

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September 22, 2021 07:12 ET (11:12 GMT)