BERLIN (dpa-AFX) - Die amtierende Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hat die Politik aufgefordert, die Empfehlungen der wissenschaftlichen Akademie Leopoldina wie Kontaktbeschränkungen auch für Corona-Geimpfte sofort umzusetzen. "Die Politik sollte dem Rat der Wissenschaft ohne Zögern folgen. Wir dürfen keine weitere Zeit mehr verlieren", sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Die neue Stellungnahme der Leopoldina sei ein Appell der Wissenschaft zum Handeln in nie da gewesener Deutlichkeit. "Es ist eine unmissverständliche Aufforderung an jeden und jede, die im Land politische Verantwortung tragen oder in Kürze tragen werden."

Am Samstag hatte die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina vorgeschlagen, rasch mehrwöchige Kontaktsperren auch für Geimpfte zu verhängen, um die starke vierte Corona-Welle zu brechen. Außerdem müssten bis Jahresende 30 Millionen Menschen in Deutschland eine Booster-Impfung erhalten. Eine Impfpflicht, zumindest für Bedienstete im Gesundheitswesen, sei notwendig. Die Impfkampagne müsse massiv verstärkt werden. Neue Virusvarianten machten schnelles und konsequentes Handeln noch dringlicher, hieß es.

Karliczek sagte: "Wir sollten jetzt rasch alles daran setzen, damit die vierte Welle dieser Pandemie nicht noch dramatischere Folgen für unser Land hat." Die zuerst im südlichen Afrika nachgewiesene Omikron-Variante mache energisches Handeln noch dringlicher. "Wir müssen zu einem bundesweit abgestimmten und bundeseinheitlichen Handeln kommen." Die Stellungnahme der Leopoldina könnte nicht klarer sein. "Die Lage ist so ernst wie nie zuvor in dieser Pandemie. Wir müssen diese Welle mit aller Entschlossenheit stoppen - gerade auch für unsere Kinder. Denn sie konnten sich bislang nicht impfen lassen."

Die Omikron-Variante (B.1.1.529) wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als "besorgniserregend" eingestuft. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC spricht von ernsthaften Sorgen, dass die Variante die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe erheblich verringern und das Risiko von Reinfektionen erhöhen könnte. Welche genauen Auswirkungen die neue Variante hat, steht allerdings noch nicht fest. Bis es darüber Klarheit gebe, kann es laut WHO noch Wochen dauern./hme/DP/zb