In der Hoffnung auf eine rasche Erholung der Weltwirtschaft decken sich Anleger mit Aktien ein.

Die Erfolge bei der Bekämpfung des Coronavirus schürten die Risikobereitschaft der Anleger, da die Wirtschaft wieder hochgefahren werden könne, sagte Analyst Lee Hardman von der Bank Mitsubishi UFJ. "Gleichzeitig bieten die beispiellosen geldpolitischen und fiskalischen Hilfen Unterstützung."

Dax und EuroStoxx50 legten am Dienstag jeweils etwa ein Prozent auf 11.504,65 und 3006,03 Punkte zu. An der Wall Street kehrte der Standardwerteindex Dow Jones mit einem Plus von 2,5 Prozent aus dem verlängerten Wochenende in den USA zurück. Nach der Corona-Zwangspause kehrten erste Händler auf das Parkett zurück. Andrew Cuomo, der Gouverneur des schwer von dem Virus getroffenen US-Bundesstaates New York, läutete die Eröffnungsglocke.

Im Mittelpunkt des Interesses stand am US-Markt Novavax. Die Pharmafirma beginnt nach eigenen Angaben mit ersten Tests eines Corona-Impfstoffs am Menschen. "Der Markt reagiert, als ob wir den Impfstoff schon hätten", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Dabei befinden wir uns noch in einem frühen Stadium der Wirkstoff-Entwicklung." Novavax-Aktien stiegen um gut 14 Prozent. Die Titel des Rivalen Moderna, der vergangene Woche Versuche mit seinem Impfstoff-Kandidaten an Menschen angekündigt hatte, büßten knapp neun Prozent ein.

EZB WILL KRISEN-STAATEN STÄRKER HELFEN

Ein weiterer Stimmungsaufheller seien die jüngsten Aussagen des französischen Notenbankchefs Francois Villeroy de Galhau, sagte Nick Kounis, Chef-Analyst der ABN Amro Bank. Villeroy habe angedeutet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) verstärkt Anleihen derjenigen Länder aufkaufen werde, die von der aktuellen Krise besonders gebeutelt seien. "Frankreichs Notenbankchef ist ein einflussreiches Mitglied des EZB-Rats. Wir bezweifeln, dass er bei diesem Thema allein auf weiter Flur steht."

Vor diesem Hintergrund griffen Investoren verstärkt zu Bonds aus Italien, die besonders stark von den EZB-Käufen profitieren. Dadurch fielen die Risikoaufschläge zu Bundesanleihen zeitweise auf ein Sieben-Wochen-Tief.

Durch den Konjunkturoptimismus verbilligte sich die "Antikrisen-Währung" Gold um 0,5 Prozent auf 1714,36 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Auch aus der Weltleitwährung zogen sich Investoren zurück. Dies drückte den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, 0,8 Prozent ins Minus. Im Gegenzug gewann der Euro 0,7 Prozent auf 1,0976 Dollar.

TOURISTIKWERTE IM AUFWIND

Dank der geplanten Lockerung der Reisebeschränkungen rissen sich Investoren um Aktien aus dem Tourismus-Sektor. Die Titel der British Airways-Mutter IAG, des "Holiday Inn"-Betreibers InterContinental Hotels und der "Aida"-Mutter Carnival verbuchten jeweils zweistellige prozentuale Kursgewinne. Ähnlich steil aufwärts ging es für die US-Fluggesellschaften American, Delta und United Airlines.

Spitzenreiter innerhalb dieser Gruppe waren die in London notierten Papiere des Reiseveranstalters TUI, die mit einem Plus von zeitweise fast 60 Prozent den größten Kurssprung der Firmengeschichte verzeichneten. "Wenn die Sommer-Reisesaison gerettet werden kann, wäre das ein großes Plus", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Denn die meisten von uns hatten sie schon abgeschrieben."

Mit Erleichterung reagierten Investoren auf das milliardenschwere Rettungspaket des Bundes für die Lufthansa. Analyst Sven Diermeier von Independent Research bezeichnete die damit verbundenen Auflagen als angemessen und tragbar. "Die Staatshilfe verschafft der Lufthansa 'Luft' bis zur erwarteten Erholung des Luftverkehrs." Die Aktien der Fluggesellschaft gewannen 6,8 Prozent auf 9,23 Euro.