Der Dax und der breit gefasste europäische Index Stoxx600 stiegen am Dienstag zeitweise auf Rekordhochs von 15.685,40 beziehungsweise 452,50 Punkten. Am Abend lagen sich noch jeweils etwa ein Prozent im Plus bei 15.567,36 beziehungsweise 450,15 Zählern. Der MSCI-Weltindex notierte ebenfalls so hoch wie noch nie. Der EuroStoxx50 gewann ähnlich stark auf 4071,75 Stellen und an der Wall Street rückte der US-Standardwerteindex Dow Jones 0,4 Prozent vor.

"Obwohl die Aktienmärkte derzeit etwa 20 Prozent über ihrem Niveau vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie notieren, haben sie dank einer Kombination aus kräftigem Gewinnwachstum, einer im Vergleich zu den geringen Bond-Renditen akzeptablen Bewertung noch Luft nach oben", sagte Mark Haefele, Chef-Anleger der Vermögensverwaltung der Bank UBS.

Mut machte Investoren unter anderem die gute Stimmung der europäischen Einkaufsmanager. Der Index für Mai wurde im Vergleich zur Erstschätzung auf 63,1 Punkte von 62,8 Zählern hochgesetzt und lag damit deutlich über der Schwelle von 50 Zählern, die Wachstum signalisiert. Dies hievte die Indizes für die konjunkturabhängigen Branchen Automobil und Banken zeitweise auf den höchsten Stand seit dreieinhalb beziehungsweise eineinhalb Jahren.

Vom überraschend starken Anstieg der Inflation ließen sich Anleger nicht aus dem Konzept bringen. Die Zahlen seien durch Corona-Sondereffekte verzerrt, gab Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank zu bedenken. "Der Inflationsanstieg beruht auf einer geringen Vergleichsbasis des Vorjahres." Daher sei der Handlungsdruck für die Europäische Zentralbank (EZB), die geldpolitischen Zügel anzuziehen, gering.

ÖLPREIS STEIGT AUF DREI-MONATS-HOCH

Rohöl-Anleger setzten ebenfalls auf eine kraftvolle Erholung der Konjunktur. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um bis zu drei Prozent auf ein Drei-Monats-Hoch von 71,34 Dollar je Barrel (159 Liter). "Zwar gibt es Sorgen um neue Pandemie-Beschränkungen in Teilen Asiens", schrieben die Analysten der ING Bank. "Der Markt scheint sich aber eher auf die positiven Nachfrage-Nachrichten aus den USA und Teilen Europas zu konzentrieren." Vor diesem Hintergrund gewann der Index der europäischen Öl- und Gas-Industrie 2,2 Prozent.

Gleichzeitig hält die Opec+, zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells Opec weitere Förderländer wie Russland gehören, Insidern zufolge an ihrer Politik einer behutsamen Lockerung der Förderbremse fest.

SPEKULATIONEN UM BÖRSENGANG VON PORSCHE

Am deutschen Aktienmarkt rückte Volkswagen ins Rampenlicht. Grund seien die wieder hochgekochten Spekulationen um einen Börsengang des Sportwagenbauers Porsche. Dies verhalf der VW-Aktie zu einem Plus von 3,1 Prozent. Die Papiere des Großaktionäres Porsche SE gewannen sogar fünf Prozent.

Die Titel von Daimler rückten 2,6 Prozent vor. Der Autobauer hatte einen langwierigen Patentstreit mit Nokia um die Nutzung Telekomtechnik in Fahrzeugen beigelegt.

Für die Papiere von Johnson & Johnson ging es dagegen an der Wall Street knapp zwei Prozent bergab. Der Oberste Gerichtshof der USA wies eine Berufung des Pharma- und Konsumgüter-Herstellers gegen eine zwei Milliarden Dollar schwere Strafzahlung wegen mutmaßlich Asbest-verseuchtem Babypuder zurück.