PEKING (dpa-AFX) - Die chinesische Regierung hat Kreisen zufolge in die Vergabe für Immobilienkredite eingegriffen, um die Ansteckungsgefahr durch die Schieflage des schwer angeschlagenen chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande klein zu halten. Die Finanzaufsicht trug einigen Großbanken im vergangenen Monat auf, die Kreditvergabe für Immobilienkredite für das dritte Quartal zu beschleunigen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf Insider berichtete. Zudem wurde den Banken der Verkauf bestimmter Anleihen erlaubt, die auf Immobilienkrediten basieren, um so die Kreditvergabe zu unterstützen. Dies war noch im Frühjahr weitgehend untersagt worden.

Die Krise rund um Evergrande lastet unverändert auf dem chinesischen Finanz- und Immobilienmarkt, je nach Nachrichtenlage mit unterschiedlicher Intensität und Folgen. Der Handel mit Aktien des hoch verschuldeten chinesischen Immobilienriesen Evergrande und seiner Hausverwaltung an der Börse in Hongkong ist seit 4. Oktober ausgesetzt. Unterdessen halten sich Spekulationen über Rettungsmaßnahmen wie einen Einstieg eines anderen großen chinesischen Konzerns in die Immobilienverwaltung Evergrande Property Services. Bei den Zinszahlungen für Anleihen von Evergrande kam es zuletzt immer wieder zu Verzögerungen.

Evergrande gilt als das weltweit am höchsten verschuldete Immobilienunternehmen mit mehr als 300 Milliarden Dollar an Verbindlichkeiten. Der Konzern muss dringend Geld auftreiben, um Banken, Zulieferer und Anleihegläubiger fristgerecht bezahlen zu können. Zusätzlich schuldet Evergrande auch Kleinanlegern, darunter vielen Mitarbeitern, mehrere Milliarden Dollar.

Der Konzern ist so groß, dass einige Experten eine "Ansteckungsgefahr" für Chinas Wirtschaft und darüber hinaus befürchten. Die chinesische Regierung zögert aber, dem Immobilienriesen zu Hilfe zu kommen. Eigentlich will sie für Ordnung auf dem hoch spekulativen und boomenden Immobilienmarkt in China sorgen und könnte mit Evergrande ein Exempel statuieren wollen.

Die Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, versuchte derweil unlängst die Ängste zu mildern. "Im Moment sehen wir das auf China konzentriert", hatte sie im September in einem Interview mit dem US-TV-Sender CNBC gesagt. Und auch die japanische Zentralbank bewertete die Finanzprobleme von Evergrande zuletzt nicht als systemisches Risiko für die Weltwirtschaft./stk/mis/jpt/mis/men