FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen sind mit kleinen Aufschlägen in den Handel am Mittwoch gestartet. Der DAX gewinnt 0,2 Prozent auf 13.126 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,5 Prozent auf 3.593 Zähler nach oben. Im Handel stellt man sich auf ein zurückhaltendes Geschäft ein. Der Tag stehe trotz einer Fülle an Quartalszahlen voll im Zeichen der US-Notenbank, heißt es im Handel. Die Zinserhöhung und die anschließenden Aussagen zum zukünftigen Zinskurs werden als entscheidend für die kommenden Monate an den Börsen angesehen.

Eine Zinserhöhung von 75 Basispunkten (Bp) gilt als ausgemachte Sache, aber selbst 100 Bp werden nicht ausgeschlossen. Denn im Fokus der Fed steht allein die Inflationsbekämpfung und nicht mehr die Förderung der Wirtschaftsaktivität. Die jüngsten US-Konjunkturdaten unterstreichen diesen Kurs, denn der Rückgang der Neubauverkäufe und der Einbruch des US-Konsumentenvertrauens sind auf die Kosteninflation zurückzuführen. Der Arbeitsmarkt sei indes intakt, heißt es.


   Zinserhöhung um 100 Bp dürfte bei der Fed diskutiert werden 

"Vor dem Hintergrund der starken Juni-Daten zur Beschäftigung und der Inflation dürfte eine Zinserhöhung um bis zu 100 Basispunkte diskutiert werden. Die Fed legt aktuell zwar mehr Gewicht darauf, die Inflation einzudämmen, nachdem sich die Einstufung als vorübergehendes Phänomen nicht bewahrheitet hat. Trotzdem kann es weiterhin möglich bleiben, die Inflation zu senken, ohne die Wirtschaft abzuwürgen", meint Tim Drayson, Chef-Volkswirt bei Legal & General Investment Management (LGIM).

Die Berichtssaison läuft derweil auf Hochtouren. Adidas geben 4,4 Prozent nach. Der Umfang der Gewinnwarnung überrasche, auch wenn man sie qualitativ wegen der langsameren Erholung in China erwartet habe, heißt es im Handel. Dabei seien weniger die Geschäftszahlen zum abgelaufenen Quartal ein Problem, sondern der deutlich gesenkte Ausblick für Marge und Umsatzwachstum.

Gut kommen die Geschäftszahlen der Deutschen Bank (-0,1%) zum zweiten Quartal an. Sie dürfen einige Sorgen aus dem Markt nehmen, der im Vorfeld sehr skeptisch gewesen sei. Positiv kämen vor allem die leicht besseren Erträge und vor allem das Vor- und Nachsteuerergebnis an, auch wenn die Risikovorsorge etwas geringer als erwartet ausgefallen sei.

Die Zweitquartalszahlen der Deutschen Börse (+3,4%) sind derweil besser als erwartet ausgefallen und stützen die Aktie. Sowohl bei den Nettoerlösen als auch auf der Ergebnisseite wurden die Schätzungen geschlagen. Einziger Wermutstropfen stellen die leicht über den Prognosen ausgefallenen Kosten dar. Die Jahresziele wurden qualitativ erneut angehoben, das sollte aber eingepreist sein.

Mit 1,1 Prozent Minus zeigen sich MTU-Aktien nach Zahlenvorlage zum zweiten Quartal. Der Markt fokussiere sich auf die leicht verfehlten Schätzungen zum freien Cashflow, was angesichts der übrigen Kennzahlen etwas übertrieben erscheine, heißt es im Handel.

Als stark werden die Geschäftszahlen von BASF (+0,1%) im Handel bezeichnet. "Vor allem mit Blick auf die Gasversorgung scheint der Markt zu negative Szenarien unterstellt zu haben", sagt ein Händler. Man sei daher überrascht über die "durchaus positive Weltsicht der Praktiker". So erhöht BASF die Gewinnprognose deutlich.

Qiagen starten mit Aufschlägen von 1,3 Prozent in den Handel. Die Geschäftszahlen sind besser als erwartet ausgefallen. Laut der Deutschen Bank liegen die Umsätze im zweiten Quartal 3 Prozent über dem Konsens, beim bereinigtem Gewinn je Aktie sind es 13 Prozent. Überraschend sei, dass die besseren Geschäftszahlen auf das Nicht-Covid-Geschäft zurückzuführen seien.

Als sehr stark werden auch die Halbjahreszahlen des schweizerischen Baustoffkonzerns Holcim (+3,7%) gewertet. Der Umsatz stieg um fast 17 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Mit der Wachstumsprognose von "mindestens 10 Prozent" auf vergleichbarer Basis für das Gesamtjahr 2022 seien auch optimistische Börsenerwartungen übertroffen worden. Beim Umsatz sei ein neuer Rekord erreicht worden, ebenso beim wiederkehrenden EBIT.

Für Michelin geht es nach Halbjahreszahlen um 5,6 Prozent nach unten. Laut Jefferies ist das EBIT 7 Prozent unter den Schätzungen geblieben. Stören dürften sich Anleger vor allem am schwachen freien Cashflow. Dieser blieb weit unter den Schätzungen.


   Abgang von Gottstein stützt Credit Suisse 

Auch LVMH (-0,2%) hat die Schätzungen geschlagen. Der französische Luxusgüterkonzern hat im ersten Halbjahr 2022 Umsatz und Gewinn kräftig gesteigert und damit den negativen Auswirkungen der coronabedingten Teil-Lockdowns in China getrotzt.

Unicredit schießen 6,3 Prozent nach oben. "Die guten Zahlen und dann noch ein erhöhter Ausblick überraschen positiv", kommentiert ein Händler: "Der Markt hatte hier wohl zu sehr nur auf die politischen Risiken um Italien geblickt". Trotz schwächerer Zahlen geht es für Credit Suisse um 1,5 Prozent nach oben. Im Blick steht der Personalwechsel an der Spitze. Das Kreditinstitut trennt sich von CEO Thomas Gottstein. Wie die Bank mitteilte, wurde Ulrich Körner, derzeit Leiter des Asset Managements, mit Wirkung zum 1. August als Vorstandschef berufen.


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Aktienindex              zuletzt       +/- %     absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.592,82       +0,5%       17,46         -16,4% 
Stoxx-50                3.608,13       +0,3%       10,47          -5,5% 
DAX                    13.125,93       +0,2%       29,00         -17,4% 
MDAX                   26.207,66       +0,6%      144,63         -25,4% 
TecDAX                  3.011,00       +0,6%       17,91         -23,2% 
SDAX                   12.301,19       +0,2%       29,07         -25,1% 
FTSE                    7.339,70       +0,5%       33,42          -1,1% 
CAC                     6.228,12       +0,3%       16,67         -12,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                 absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,94                   +0,01          +1,12 
US-Zehnjahresrendite        2,80                   -0,01          +1,29 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %   Mi, 8:21h  Di, 17:25 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,0138       +0,2%      1,0139         1,0126   -10,8% 
EUR/JPY                   138,87       +0,2%      138,79         138,32    +6,1% 
EUR/CHF                   0,9755       +0,1%      0,9753         0,9753    -6,0% 
EUR/GBP                   0,8413       +0,0%      0,8411         0,8421    +0,1% 
USD/JPY                   136,94       +0,0%      136,89         136,60   +19,0% 
GBP/USD                   1,2051       +0,2%      1,2055         1,2024   -10,9% 
USD/CNH (Offshore)        6,7617       -0,1%      6,7637         6,7691    +6,4% 
Bitcoin 
BTC/USD                21.348,39       +1,9%   21.224,87      20.837,45   -53,8% 
 
ROHÖL                    zuletzt   VT-Settl.       +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  96,24       94,98       +1,3%           1,27   +34,5% 
Brent/ICE                 105,39      104,40       +0,9%           0,99   +40,7% 
GAS                               VT-Schluss                    +/- EUR 
Dutch TTF                 222,01      214,01      +11,0%          22,09  +255,2% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag       +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.720,54    1.717,40       +0,2%          +3,14    -6,0% 
Silber (Spot)              18,70       18,63       +0,4%          +0,07   -19,8% 
Platin (Spot)             878,56      877,13       +0,2%          +1,44    -9,5% 
Kupfer-Future               0,00        3,38          0%              0   -23,9% 
YTD zu Vortagsschluss 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/flf

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July 27, 2022 04:05 ET (08:05 GMT)