FRANKFURT (Dow Jones)--Ganz im Schatten der geldpolitischen Entscheidung der EZB am Nachmittag geht es am Donnerstagvormittag an den Börsen in Europa nach unten. Erwartet wird, dass die Notenbanker die Weichen in Richtung steigender Zinsen stellen wird. Der DAX verliert 0,8 Prozent auf 14.337 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,6 Prozent nach unten. Der Euro gibt leicht nach, am Anleihemarkt sinken die Renditen etwas.

Negativ gesehen werden die immer weiter steigenden Ölpreise, weil sie die Inflation zusätzlich anheizen. Brent (aktuell-0,3% auf 123,14 Dollar) liegt nun wieder an den Mehrjahreshochs von Anfang März.

Zudem ist bei den Lieferkettenproblemen keine Entspannung in Sicht, im Gegenteil: Zu befürchten sind nun Schiffstaus in der Nordsee, weil die deutschen Hafenarbeiter am Donnerstag in einen Warnstreik treten. Die nächste Verhandlungsrunde für die 12.000 Beschäftigten an den 58 deutschen Häfen ist für Freitag angesetzt. Verdi fordert Einkommensverbesserungen von 12 bis 14 Prozent. Dazu kommen Berichte über ausgedehnte Lkw-Fahrerstreiks in Südkorea.


   Unsicherheit im Vorfeld der EZB-Entscheidung 

Die Unsicherheit im Vorfeld der EZB-Entscheidung ist hoch: "Wenn die Ergebnisse am Donnerstagnachmittag bekannt sind, kann es durchaus wieder nach oben gehen", so Jochen Stanzl von CMC Markets. Ein anderer Marktanalyst betont eher die Risiken: "Ein falsches Wort von Christine Lagarde, und der Markt könnte deutlich durchsacken", meint er. "Entscheidend für die Börsen wird sein, wie sich Lagarde zu möglichen großen Zinsschritten von 50 Basispunkten äußert", so QC Partners. Eine Forcierung von großen Zinsschritten könnte für neue Unruhe sorgen.

Bankaktien zeigen in diesem Umfeld Relative Stärke. Ihr Branchenindex liegt nur knapp im Minus. "Solange die Wirtschaft nicht in die Rezession geht, ist die geldpolitische Wende positiv", so ein Marktteilnehmer mit Blick auf die steigenden Marktzinsen. Allerdings nähmen auch die Kreditrisiken wieder zu, wenn die EZB keine Unternehmensanleihen mehr kaufe.


  Credit Suisse fallen wieder zurück 

Credit Suisse verlieren 3,4 Prozent, nachdem State Street einen Kommentar zu Übernahmegerüchten abgelehnt und mitgeteilt hat, man konzentriere sich auf die Integration des Geschäftsbereichs Investors Services von Brown Brothers Harriman. Ein Finanzportal hatte am Mittwoch berichtet, dass State Street den Credit-Suisse-Aktionären 9 Franken pro Aktie bieten könnte, worauf die zuvor nach einer Gewinnwarnung noch sehr schwache Aktie deutlich ins Plus gedreht hatte.

Hochtief leiden mit Minus von 4,8 Prozent unter einer Kapitalerhöhung zu 57,50 Euro je Aktie. Durch die Ausgabe von 7,065 Millionen Aktien nimmt das Unternehmen etwa 406 Millionen Euro ein, die zur Stärkung der Eigenkapitalbasis verwendet werden sollen.

Boozt hat den Ausblick kassiert, der Kurs des schwedischen Online-Händlers und Zalando-Wettbewerbers bricht um 17,3 Prozent ein. Im DAX fallen Zalando um 4,7 Prozent, in London Boohoo um 2,8 Prozent. "Die hohen Preise für Gas, Öl, Benzin und Nahrungsmittel reißen Löcher in die Verbraucher-Budgets, die dann im Einzelhandel fehlen", heißt es im Handel dazu. Der entsprechende Stoxx-Subindex verliert 1,3 Prozent.

Weiter schwach zeigen sich Logistikaktien mit dem Warnstreik der Hafenarbeiter und hohen Lohnforderungen der Gewerkschaft. Deutsche Post geben um 1,9 Prozent nach, Hapag Lloyd um 1,4, Moeller Maersk um 1,6 und Kühne & Nagel um 1,3 Prozent,nachdem sie durchweg am Mittwoch herbe Verluste verzeichneten.


 
Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.765,32      -0,6%      -23,61     -12,4% 
Stoxx-50                3.629,23      -0,6%      -20,09      -5,0% 
DAX                    14.337,36      -0,8%     -108,63      -9,7% 
MDAX                   29.939,59      -0,8%     -239,05     -14,8% 
TecDAX                  3.144,80      -1,1%      -34,79     -19,8% 
SDAX                   13.741,84      -1,1%     -147,40     -16,3% 
FTSE                    7.548,49      -0,6%      -44,51      +2,8% 
CAC                     6.412,86      -0,6%      -35,77     -10,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,34                  -0,02      +1,52 
US-Zehnjahresrendite        3,02                  -0,00      +1,51 
 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %   Do, 10:00  17:31 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0695      -0,2%      1,0698     1,0738   -5,9% 
EUR/JPY                   142,78      -0,7%      142,86     143,78   +9,1% 
EUR/CHF                   1,0477      -0,1%      1,0481     1,0467   +1,0% 
EUR/GBP                   0,8560      +0,1%      0,8563     0,8559   +1,9% 
USD/JPY                   133,52      -0,5%      133,46     133,88  +16,0% 
GBP/USD                   1,2493      -0,4%      1,2495     1,2547   -7,7% 
USD/CNH (Offshore)        6,6930      -0,1%      6,6923     6,6899   +5,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                30.446,97      +0,2%   30.506,34  30.459,14  -34,1% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 121,70     122,11       -0,3%      -0,41  +67,2% 
Brent/ICE                 122,99     123,58       -0,5%      -0,59  +63,0% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.849,75   1.853,43       -0,2%      -3,69   +1,1% 
Silber (Spot)              21,96      22,06       -0,5%      -0,10   -5,8% 
Platin (Spot)             988,05   1.009,50       -2,1%     -21,45   +1,8% 
Kupfer-Future               4,39       4,46       -1,6%      -0,07   -1,5% 

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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June 09, 2022 04:13 ET (08:13 GMT)