Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Ausverkauf an den europäischen Aktienmärkten setzt sich am Freitag fort. Der DAX fällt um 1,1 Prozent auf 13.750 Punkte, und der Euro-Stoxx-50 gibt um 1,5 Prozent auf 3.640 Punkte nach. In den USA war der Euphorie am Vortag Ernüchterung gefolgt. Nach der kräftigen Erholung vom Mittwoch unmittelbar nach der Sitzung der US-Notenbank und der Erhöhung der Leitzinsen um 50 Basispunkte nahmen die US-Börsen am Donnerstag ihren Abwärtstrend wieder auf - mit einem Minus von mehr als 1.000 Punkten im Dow-Jones-Index.

Unter Druck standen wieder einmal vor allem Technologiewerte: Google, Apple und Microsoft verloren um 5 Prozent, Amazon und Facebook um 7 Prozent.

Mit etwas Abstand bewerteten die Anleger die Zinsentscheidung jetzt anders als im unmittelbaren Nachgang, sagt Thomas Altmann von QC Partners. Der Markt traue der Fed mehrheitlich nicht zu, dass sie gleichzeitig die Inflation bekämpfen und die Wirtschaft vor einem heftigen Absturz bewahren könne. Sie räume der Inflationsbekämpfung Vorrang ein. "Das Ergebnis ist dann ein simultaner Ausverkauf am Aktien- und Rentenmarkt", so Altmann.

Die Rendite der 10-jährigen US-Bonds kletterte wieder über die magische Marke von 3 Prozent. Aktuell liegt sie bei 3,05 Prozent. "Das scheint für einige Anleger zu einer Neugewichtung des Aktien-Bond-Verhältnisses zu führen", kommentiert ein Händler. Es sei weltweit mit weiteren Renditesteigerungen zu rechnen, die Aktien immer uninteressanter machten. Die Rendite europäischer Langläufer liegt eng an den jüngsten Jahreshochs.

Der Dollar profitiert von den weiter steigenden Zinsen in den USA, der Euro kämpft mit der Marke von 1,05 Dollar.

Der sonst meist mit Spannung erwartete US-Arbeitsmarktbericht dürfte am Nachmittag kaum eine Rolle spielen, weil er nach einer gerade erst stattgefundenen Fed-Zinsentscheidung kommt.


  Adidas senkt Prognosen - Kurs sehr schwach 

Im Blick steht weiter die Berichtssaison. Adidas fallen um 5,8 Prozent. Das Unternehmen hat die Umsatz- und Gewinnerwartung für das Gesamtjahr an den unteren Bereich der Erwartungsspanne gesenkt. Grund ist das schwache Geschäft in China.

Daneben verlieren im DAX Hellofresh weitere 3,8 Prozent, Delivery Hero 2,8 Prozent und Zalando 3,5 Prozent. Auf der anderen Seite können sich Henkel um 0,6 Prozent erholen.

Nach wie vor immer noch gute Zahlen kommen von deutschen Zyklikern der zweiten und dritten Reihe. Als gut werden die Daten zum ersten Quartal von Krones (+6,4%) im Handel bezeichnet mit einem Rekord beim Auftragseingang. Dies gewähre eine Produktionsauslastung für viele Quartale und sichere den Umsatz, heißt es im Handel. SAF Holland ziehen um über 11 Prozent an. Der LKW-Zulieferer hat den Ausblick erhöht.

Positiv werden auch die Zahlen zum ersten Quartal bei Gea zur Kenntnis genommen. "Im Maschinenbau läuft es mit Aufträgen trotz aller Sorgen eigentlich rund". Wie Krones habe auch Gea stärkere Auftragseingänge als erwartet vorgelegt. Die Aktie gibt trotzdem 3,0 Prozent ab.

Jungheinrich (+1,4%) hat Umsatzzahlen im Rahmen der Erwartungen vorgelegt. Aber auch hier ist die operative Marge auf EBIT-Basis laut Händlern deutlich besser ausgefallen als erwartet.


  ING und Axa im Rahmen der Erwartungen 

Als grob im erwarteten Rahmen werden die Zahlen der holländischen ING Groep im Handel bezeichnet. Positiv sei das kleine Aktienrückkaufprogramm über 380 Millionen Euro, das man sich angesichts der hohen Kernkapitalquote von 14,9 Prozent leicht leisten könne. Negativ seien die hohen Rückstellungen für das Russlandgeschäft über 834 Millionen Euro. Dies habe zu einer Halbierung des Nettogewinns im ersten Quartal geführt. Der Kurs verliert 1,9 Prozent.

Leicht positiv werden die Quartalszahlen des französischen Versicherers Axa kommentiert. Axa verlieren 1,5 Prozent, also etwa so viel wie der Gesamtmarkt.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.640,50      -1,5%      -56,13     -15,3% 
Stoxx-50                3.599,26      -1,1%      -39,03      -5,7% 
DAX                    13.733,99      -1,2%     -168,53     -13,5% 
MDAX                   29.049,97      -1,1%     -324,40     -17,3% 
TecDAX                  3.034,84      -1,3%      -41,52     -22,6% 
SDAX                   13.322,92      -0,8%     -112,91     -18,8% 
FTSE                    7.440,89      -0,8%      -62,38      +1,6% 
CAC                     6.271,48      -1,5%      -96,92     -12,3% 
 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Fr, 8:33   Do,17:04   % YTD 
EUR/USD                   1,0502      -0,4%      1,0518     1,0517   -7,6% 
EUR/JPY                   137,04      -0,2%      137,30     137,05   +4,7% 
EUR/CHF                   1,0358      -0,3%      1,0378     1,0374   -0,2% 
EUR/GBP                   0,8527      -0,0%      0,8518     0,8509   +1,5% 
USD/JPY                   130,48      +0,2%      130,55     130,28  +13,4% 
GBP/USD                   1,2316      -0,3%      1,2348     1,2362   -9,0% 
USD/CNH (Offshore)        6,7178      +0,5%      6,7090     6,6845   +5,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                36.220,73      -0,6%   36.414,63  38.061,77  -21,7% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 108,39     108,26       +0,1%       0,13  +47,7% 
Brent/ICE                 111,14     110,90       +0,2%       0,24  +46,3% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.874,67   1.877,12       -0,1%      -2,46   +2,5% 
Silber (Spot)              22,33      22,53       -0,9%      -0,20   -4,2% 
Platin (Spot)             956,13     985,19       -3,0%     -29,07   -1,5% 
Kupfer-Future               4,27       4,29       -0,4%      -0,02   -4,0% 
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May 06, 2022 03:59 ET (07:59 GMT)