Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen starten wenig verändert in den Mittwoch. Der DAX gibt im frühen Handel um 0,1 Prozent auf 15.175 Punkte leicht nach, der Euro-Stoxx-50 steht mit 4.172 Punkten nahezu auf dem Schlussstand vom Dienstag. Damit können sie Rally-Gewinne nach wie vor verteidigen. Dabei drängen deutlich fallende Renditen nach positiven Impulsen von den Notenbanken einen enttäuschenden Start der Berichtssaison in Deutschland in den Hintergrund. Sowohl BASF als auch Continental werden schwächer gehandelt, nachdem sie die Erwartungen nicht erfüllt haben. Dass die Indizes trotzdem stabil notieren, liegt an der Bank of Japan (BoJ).

Sie hält überraschenderweise an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest, insbesondere an ihrer Politik der Zinskurvenkontrolle. Sie setzt die Obergrenze für 10-jährige Staatsanleihen weiterhin bei 0,5 Prozent. Entsprechend mit Abschlägen reagiert die japanische Währung auf die aktuelle Entscheidung, der Nikkei hat dagegen profitiert.

Am Dienstagnachmittag war die Stimmung bereits von der Europäischen Zentralbank (EZB) gestützt worden. Laut einem Agentur-Bericht will sie bereits im März das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamen. Das hatte den DAX auf den höchsten Stand seit fast 11 Monaten getrieben. "Genau in dem Moment, in dem die Stimmung am Aktienmarkt abzukippen drohte, war die EZB zur Stelle", sagt Thomas Altmann von QC Partners. Die Aussicht auf ein gemächlicheres EZB-Tempo habe ausgereicht, um Gewinnmitnahmen aufzuschieben und stattdessen weiter zuzukaufen. Am Anleihenmarkt fällt die Rendite der 10-jährigen deutschen Staatspapiere weiter und markiert mit 2,05 Prozent den niedrigsten Stand seit Mitte Dezember.

Impulse dürften am Mittwoch von den US-Erzeugerpreisen und von der US-Industrieproduktion ausgehen sowie vom weiteren Verlauf der Berichtssaison dies- und jenseits des Atlantiks. Am Abend steht zudem der Konjunkturbericht der US-Notenbank im Blick, das so genannte "Beige Book".

Bei den Branchen führen Technologie- und Reiseaktien mit Aufschlägen von gut einem Prozent die Gewinnerliste an, der Stoxx-Index der Chemieaktien gibt dagegen 0,4 Prozent ab.

Im DAX steigen Zalando mit einer bestätigten Kaufempfehlung durch Goldman Sachs um 2,7 Prozent. Airbus steigen um 1,2 Prozent und SAP um 0,3 Prozent. Größter Verlierer sind Contiental mit einem Minus von 3,9 Prozent. BASF fallen um 0,3 Prozent. Vonovia leiden mit einem Minus von 2,2 Prozent unter einer Abstufung durch die Bank of America auf "Halten".


   BASF und Continental nach Zahlen schwächer 

Zu BASF heißt es, während sich die Umsätze bei BASF für 2022 im Rahmen der Erwartungen bewegten, habe die Ergebnisseite enttäuscht. Statt eines erwarteten Gewinns weist der Chemiekonzern BASF einen Milliardenverlust aus. Grund sind nicht zahlungswirksame Wertberichtigungen auf die Beteiligung an Wintershall Dea von rund 7,3 Milliarden Euro, davon 5,4 Milliarden im Schlussquartal. Diese resultierten in erster Linie aus der Entkonsolidierung der russischen Explorations- und Produktionsaktivitäten. Die Wertberichtigung von Wintershall Dea habe ohnehin im Raum gestanden, heißt es im Handel. Die Frage sei vielmehr eine des "Wann" gewesen, nicht des "Ob".

Das EBIT von BASF vor Sondereinflüssen lag mit voraussichtlich 6,878 Milliarden Euro um 890 Millionen unter dem Niveau des Vorjahres und auch unter der Markterwartung von 6,949 Milliarden Euro.

Bei Continental steht der schwache freie Cashflow (FCF) im Blick. Mit 200 Millionen Euro ist dieser laut der Citigroup klar unter der Unternehmens-Guidance von 600 bis 800 Millionen Euro geblieben und auch unter der Konsenserwartung von 540 Millionen Euro. Ursächlich hierfür war unter anderem eine unerwartet niedrige Profitabilität bei Contitech. Dies impliziere ein EBIT, das vermutlich 10 bis 15 Prozent unter den Schätzungen liege.


   Delivery Hero und Hellofresh im Windschatten von Just Eat fest 

Im MDAX steigen Delivery Hero um knapp 5 Prozent und Hellofresh um 0,6 Prozent. Händler verweisen auf das Plus von knapp 12 Prozent von Just Eat Takeaway nach einem laut Marktteilnehmern starken Unternehmensausblick.

In Zürich steigen Richemont um 1,7 Prozent, und das trotz schwächerer Umsatzzahlen für das dritte Quartal. Grund für die Schwäche waren die Covid-Beschränkungen in China. Mit dem Ende der Corona-Einschränkungen in China dürfte sich das dortige Geschäft allerdings erholen.

Im SDAX brechen Grand City um 4,1 Prozent ein, auch diesen Titel hat die Bank of America abgestuft, und zwar auf "Underperform" von "Buy".


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.172,34        -0,0%         -1,99         +10,0% 
Stoxx-50                3.911,04        -0,0%         -1,37          +7,1% 
DAX                    15.174,79        -0,1%        -12,28          +9,0% 
MDAX                   28.715,93        +0,3%         79,99         +14,3% 
TecDAX                  3.211,35        -0,0%         -0,86          +9,9% 
SDAX                   13.289,19        -0,3%        -34,59         +11,4% 
FTSE                    7.849,89        -0,0%         -1,14          +5,4% 
CAC                     7.077,09        -0,0%         -0,07          +9,3% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,10                      +0,01          -0,48 
US-Zehnjahresrendite        3,49                      -0,05          -0,39 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Mi, 8:10 Uhr  Di, 17:25 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0840        +0,4%        1,0787         1,0803   +1,3% 
EUR/JPY                   140,74        +1,7%        141,04         138,44   +0,3% 
EUR/CHF                   0,9925        -0,2%        0,9955         0,9948   +0,3% 
EUR/GBP                   0,8792        +0,1%        0,8776         0,8800   -0,7% 
USD/JPY                   129,81        +1,2%        130,88         128,15   -1,0% 
GBP/USD                   1,2331        +0,4%        1,2310         1,2276   +2,0% 
USD/CNH (Offshore)        6,7619        -0,1%        6,7729         6,7763   -2,4% 
Bitcoin 
BTC/USD                21.249,74        +0,1%     21.271,17      21.112,52  +28,0% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  80,77        80,18         +0,7%          +0,59   +0,6% 
Brent/ICE                  86,43        85,92         +0,6%          +0,51   +0,5% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  57,60        60,06         -4,1%          -2,46  -18,6% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.911,52     1.908,60         +0,2%          +2,92   +4,8% 
Silber (Spot)              24,26        23,98         +1,2%          +0,28   +1,2% 
Platin (Spot)           1.047,75     1.043,00         +0,5%          +4,75   -1,9% 
Kupfer-Future               4,29         4,22         +1,6%          +0,07  +12,6% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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DJG/hru/ros

(END) Dow Jones Newswires

January 18, 2023 03:55 ET (08:55 GMT)