Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Nach einem festen Start haben sich am Dienstag an der Wall Street schnell wieder Zinssorgen breitgemacht und die Indizes ins Minus gedrückt. Anfangs dominierte die Hoffnung auf einen ab Dezember moderateren Zinserhöhungskurs der US-Notenbank, ehe dann neue US-Konjunkturdaten vielfach besser ausfielen als gedacht; unter anderem fiel die Zahl der neu ausgeschriebenen Stellen im September höher als erwartet aus und zwei Einkaufsmanagerindizes legten im Oktober gegenüber September zu.

Diese positiven Konjunktursignale könnten aber Bedenken der US-Notenbanker zerstreuen, dass weitere starke Zinserhöhungen für die US-Wirtschaft nicht verkraftbar sind, ohne in eine Rezession abzugleiten, so die Spekulation am Markt. "In diesen Zeiten sind gute Nachrichten schlechte Nachrichten", kommentierte Aktienexperte Marco Pirondini von Amundi US.

"Wir befinden uns in einer Phase, in der noch Hoffnung besteht, dass wir diesen Schlamassel mit all diesen erheblichen Verwerfungen ohne allzu große Schmerzen überstehen können - die Hoffnung stirbt zuletzt", sagte dazu passend Portfolioverwalter Hani Redha von PineBridge Investments.


  Anziehenden Marktzinsen folgen fallende Aktienkurse 

Eine weitere, die vierte Zinserhöhung um 75 Basispunkte zur Bekämpfung der Inflation am Mittwoch gilt als ausgemacht, wie es danach weiter geht, darüber gehen die Meinungen am Markt noch auseinander. Die Renditen am Anleihemarkt verringerten in Reaktion auf die Konjunkturdaten anfängliche Abschläge deutlich, insbesondere am kurzen Ende. Die Zehnjahresrendite lag zuletzt 1 Basispunkt höher bei 4,05 Prozent, im Zweijahresbereich ging es um fast 7 Basispunkte nach oben auf 4,54 Prozent.

Am Ende des Tages stand für den Dow-Jones-Index ein Minus von 0,2 Prozent auf 32.653 Punkte. Der S&P-500 gab um 0,4 Prozent nach, die zinsempfindlichen Nasdaq-Indizes büßten bis 1,0 Prozent ein. An der Nyse gab es nach ersten Angaben 1.887 (Montag: 1.532) Kursgewinner und 1.320 (1.686) Kursverlierer. Unverändert schlossen 107 (113) Titel.

Mit den sich erholenden Renditen machte auch der Dollar zunächst verlorenes Terrain wieder gut. Der Dollarindex lag zuletzt wenig verändert auf dem Niveau des Vortages, der Euro kostete 0,9876 Dollar.

Zur anfangs noch guten Laune am Aktienmarkt hatte auch die bislang überraschend positiv verlaufende Berichtssaison beigetragen. Dazu kamen ermutigende Berichte, wonach China seine Null-Covid-Politik lockern könnte.

Letzteres kam den Ölpreisen zugute, die um rund 2 Prozent zulegten. Sollten die wachstumshemmenden Abriegelungsmaßnahmen in China reduziert werden, dürfte das die Erdölnachfrage befeuern, hieß es. Weiter sehr volatil zeigte sich der US-Gaspreis. Nach dem starken Anstieg am Vortag fiel er wieder stark um rund 8 Prozent zurück. Teilnehmer verwiesen dazu auf die weiter nach einer Explosion im Juni noch nicht wieder angelaufene Gasverflüssigung bei Freeport LNG. An anderer Stelle wurde das milde Wetter als Bremser der Gasnachfrage herausgestellt.


   Goodyear-Kurs knickt ein - Uber-Kurs schießt nach oben 

Am Aktienmarkt ging es für Goodyear um rund 15 Prozent abwärts. Der Reifenhersteller verfehlte im dritten Quartal die Erwartungen und sprach von andauernden Belastungen durch Inflation und Dollarstärke.

Pfizer zogen um 3,1 Prozent an. Der Pharmariese rechnet für das Gesamtjahr mit einem höheren Umsatz mit seinem Corona-Impfstoff als bisher. Das beflügelte auch den Kurs des deutschen Impfstoffpartners Biontech (+4,7%).

Der Kurs von Uber Technologies sprang um 12 Prozent, nachdem der Mobilitätsdienstleister mit dem Umsatz im dritten Quartal die Erwartungen übertroffen und einen optimistischen Ausblick gegeben hatte. Im Sog ging es für das Wettbewerberpapier Lyft um 3,5 Prozent nach oben.

Arista Networks gewannen 5,7 Prozent. Auch der Hersteller von Netzwerktechnik hatte unerwartet gute Quartalszahlen vorgelegt und den Ausblick erhöht.

Zum satten Kursminus von fast 7 Prozent bei Avis Budget trotz eines im dritten Vierteljahr kräftig gesteigerten Umsatzes und höheren Gewinns als erwartet, hieß es von Analysten, Avis habe stark von einmaligen Einsparungen profitiert. Zugleich dürften die derzeit erhöhten Autopreise in Zukunft wieder fallen - mit negativen Folgen für den Gewinn.


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INDEX                 zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                32.653,20        -0,2%        -79,75         -10,1% 
S&P-500              3.856,10        -0,4%        -15,88         -19,1% 
Nasdaq-Comp.        10.890,85        -0,9%        -97,30         -30,4% 
Nasdaq-100          11.288,95        -1,0%       -116,62         -30,8% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  4,54         +6,6          4,47          380,6 
5 Jahre                  4,26         +2,3          4,24          300,4 
7 Jahre                  4,16         +1,2          4,15          272,4 
10 Jahre                 4,05         +0,1          4,05          253,7 
30 Jahre                 4,10         -9,4          4,20          220,5 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Di, 8:05 Uhr  Mo, 18:34 Uhr   % YTD 
EUR/USD                0,9876        -0,1%        0,9927         0,9878  -13,1% 
EUR/JPY                146,34        -0,4%        146,67         146,73  +11,8% 
EUR/CHF                0,9879        -0,2%        0,9906         0,9985   -4,8% 
EUR/GBP                0,8600        -0,2%        0,8609         0,8606   +2,4% 
USD/JPY                148,19        -0,3%        147,75         148,55  +28,7% 
GBP/USD                1,1484        +0,1%        1,1531         1,1478  -15,1% 
USD/CNH (Offshore)     7,3037        -0,5%        7,2859         7,3334  +14,9% 
Bitcoin 
BTC/USD             20.437,89        -0,2%     20.603,40      20.408,46  -55,8% 
 
 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               88,27        86,53         +2,0%          +1,74  +26,4% 
Brent/ICE               94,59        92,81         +1,9%          +1,78  +28,9% 
GAS                            VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF              116,64       123,35         -5,4%          -6,72  +86,5% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.647,01     1.632,60         +0,9%         +14,41  -10,0% 
Silber (Spot)           19,62        19,15         +2,4%          +0,47  -15,8% 
Platin (Spot)          948,05       930,05         +1,9%         +18,00   -2,3% 
Kupfer-Future            3,47         3,38         +2,8%          +0,09  -21,3% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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November 01, 2022 16:10 ET (20:10 GMT)