NEW YORK (Dow Jones)--Vor dem Wochenende scheinen Anleger an der Wall Street kalte Füße zu bekommen und sich von Positionen zu trennen. Die Perspektive auf baldige Impfungen gegen Covid-19 in den USA und damit mutmaßlich eine Belebung der Wirtschaft hebt die Stimmung kaum. Ein Gremium der US-Gesundheitsbehörde FDA hat sich für die Zulassung des Impfstoffs von Biontech und Pfizer ausgesprochen. Das Votum ist aber wenig überraschend, weil Großbritannien den Impfstoff seit kurzem bereits verabreicht.

Als Belastungsfaktor auch jenseits des Atlantiks werten Börsianer die bedrohlich nah rückende Gefahr eines harten Brexits. "Wir haben lange Zeit gedacht, dass diese negativen Kommentare der Politik Verhandlungstaktik sind und es für beide Seiten von Bedeutung ist, ein Abkommen zu schmieden", sagt Marktstrategin Seema Shah von Principal Global Advisors. Doch nun stiegen die Sorgen, dass die Hürden unüberwindbar seien zwischen der EU und Großbritannien. Händler betonen, dass ein Handelsabkommen eingepreist sei. Komme es anders, bestehe Korrekturbedarf. Im frühen Geschäft verliert der Dow-Jones-Index 0,4 Prozent auf 29.874 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite büßen jeweils 0,5 Prozent ein.

Bremsend wirkt daneben, dass das herbeigesehnte Konjunkturprogramm in den USA nicht voran kommt. Hier gibt es einen neuen Dämpfer bei den Verhandlungen. Republikanische Senatsabgeordnete wollen den überparteilichen Kompromiss nicht in Gänze mittragen.

Unter den Einzelwerten sinken Pfizer trotz der positiven Impfstoffschlagzeilen um 1,7 Prozent. Selbst die Ankündigung des Pharmakonzerns, die Quartalsdividende zu erhöhen, stützt nicht. Die Titel des deutschen Kooperationspartners Biontech fallen um 1 Prozent. Beide Titel hatten vorbörslich noch deutlich im Plus gelegen.


   Disney mit Kursrally 

Der Unterhaltungskonzern Walt Disney will sein Angebot auf seinem Streamingdienst erheblich ausbauen und die Abonnentenzahl dadurch in den kommenden Jahren massiv steigern. Der Kurs schießt um 7,4 Prozent in die Höhe. Der schweizerische Versicherungskonzern Zurich übernimmt das Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft von Metlife in den USA für 3,94 Milliarden US-Dollar. Die Aktie der Verkäuferin sinkt um 1,1 Prozent.

Mit einem Aufschlag von 0,2 Prozent halten sich General Electric (GE) besser als der Gesamtmarkt. Die EU hat die Übernahme eines neu etablierten Gemeinschaftsunternehmens durch die deutsche Allianz und GE genehmigt. Oracle hat in ihrem zweiten Geschäftsquartal Umsatz und Gewinn dank eines starken Cloud-Geschäfts gesteigert und dabei besser als erwartet abgeschnitten. Auch der Ausblick auf das laufende dritte Quartal des Datenbankspezialisten lag über den Analystenschätzungen. Die Aktie gewinnt 1,4 Prozent.

Die Broadcom-Aktien sinken um 1,9 Prozent. Dabei hat der Software- und Halbleiter-Konzern mit seinen Ergebnissen und dem Ausblick die Erwartungen übertroffen. Allerdings hat die Aktie im laufenden Jahr bereits 30 Prozent gutgemacht. Zugleich informierte Broadcom darüber, dass Kirsten Spears neue CFO werden wird.

Die Sportbekleidungskette Lululemon Athletica hat im dritten Geschäftsquartal von einer hohen Nachfrage profitiert. Umsatz und Ergebnis stiegen deutlich. Für den restlichen Jahresverlauf ist das Unternehmen aber weniger zuversichtlich. Die Aktie verbilligt sich um 3,7 Prozent. Costco Wholesale steigerte den Umsatz im abgelaufenen Quartal um 17 Prozent, doch hatten Experten noch mehr erwartet. Die Titel des Einzelhändlers gewinnen 0,1 Prozent.

Mit prominenter Unterstützung von Filmstar Uma Thurman geht am Freitag das Pharma-Startup Abcellera an die US-Börse. Die Nachfrage soll riesig sein. Der Ausgabepreis von 20 Dollar liegt oberhalb der zuletzt genannten und davor angehobenen Spanne von 17 bis 18 Dollar. Bis zum ersten Kurs dürfte es noch dauern.


   Brexit-Ängste belasten Pfund 

Am Devisenmarkt steigt der Dollar mit der erhöhten Risikoaversion leicht an. Das britische Pfund gerät hingegen mit den wachsenden Sorgen über einen harten Brexit gehörig unter Druck - zu Dollar und Euro. Der britische Premierminister Boris Johnson spricht von einer "sehr hohen Wahrscheinlichkeit", dass die Verhandlungen mit der EU scheitern werden.

Gold verteuert sich knapp um 0,1 Prozent auf 1.838 verteuert - gebremst vom festen Dollar. Auch die niedrige US-Inflation dämpft den Auftrieb des Edelmetalls etwas. Denn die US-Erzeugerpreise sind im November nur marginal und zudem im erwarteten Rahmen gestiegen.

Erdöl ist dagegen etwas günstiger zu haben. Der Preis für ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI sinkt um 0,8 Prozent auf 46,42 Dollar, Nordseeöl der Sorte Brent um 0,4 Prozent auf 50,06 Dollar. Brent bleibt damit über der 50-Dollar-Marke, die der Preis am Vortag erstmals seit März genommen hatte. Noch preise der Markt ein Konjunkturprogramm in den USA nicht aus, heißt es. Die Hoffnung auf ein solches hatte den Ölpreis zuletzt befeuert.

Mit der politischen Verunsicherung ziehen die Rentennotierungen an, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sinkt im Gegenzug um 2,5 Basispunkte auf 0,88 Prozent.


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INDEX                 zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
DJIA                29.874,43      -0,42     -124,83       4,68 
S&P-500              3.650,24      -0,49      -17,86      12,98 
Nasdaq-Comp.        12.341,45      -0,52      -64,36      37,55 
Nasdaq-100          12.319,97      -0,66      -81,77      41,07 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre                  0,12       -1,2        0,13     -108,1 
5 Jahre                  0,36       -2,2        0,38     -156,8 
7 Jahre                  0,62       -3,3        0,65     -163,0 
10 Jahre                 0,88       -2,5        0,91     -156,4 
30 Jahre                 1,61       -2,0        1,63     -146,0 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %    Fr, 8:20  Do, 17:28    % YTD 
EUR/USD                1,2114     -0,22%      1,2158     1,2118    +8,0% 
EUR/JPY                125,97     -0,46%      126,47     126,49    +3,3% 
EUR/CHF                1,0776     +0,19%      1,0773     1,0761    -0,7% 
EUR/GBP                0,9168     +0,46%      0,9127     0,9121    +8,3% 
USD/JPY                104,00     -0,23%      104,02     104,39    -4,4% 
GBP/USD                1,3215     -0,65%      1,3321     1,3287    -0,3% 
USD/CNH (Offshore)     6,5381     +0,02%      6,5250     6,5447    -6,2% 
Bitcoin 
BTC/USD             17.972,66     -1,95%   17.818,76  18.160,01  +149,3% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               46,52      46,78       -0,6%      -0,26   -17,0% 
Brent/ICE               50,00      50,25       -0,5%      -0,25   -17,4% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.839,41   1.836,40       +0,2%      +3,01   +21,2% 
Silber (Spot)           23,95      24,03       -0,3%      -0,08   +34,2% 
Platin (Spot)        1.009,15   1.030,95       -2,1%     -21,80    +4,6% 
Kupfer-Future            3,52       3,57       -1,5%      -0,05   +24,5% 
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December 11, 2020 10:06 ET (15:06 GMT)