G-20: Strukturell positiv – USA isoliert!

Das G-20 Treffen in Osaka belegte in eindrucksvoller Manier zwei Tatsachen. Die USA sind isolierter und der Rest der Welt rückt näher zusammen. Die Ergebnisse haben die optimistischsten Annahmen übertroffen:

Im Mittepunkt stand der Handelskonflikt USA/China. Optimisten erwarteten, dass keine neuen US-Zölle gegen China verfügt würden und dass Verhandlungen wieder aufgenommen würden. Beides wurde vereinbart. Zusätzlich wurde Huawei entsanktioniert. China versprach, verstärkt US-Agrargüter zu erwerben. Am Ende wurde am Ergebnis deutlich, dass die USA längst Getriebene der selbst verursachten Probleme sind. China hat die eigene Position nicht überreizt, ganz im Gegenteil. Diese Deeskalation ist für die Weltkonjunktur perspektivisch entspannend.

Die Formate BRIC und RIC (Russland, Indien, China) lebten in Osaka auf. Das Thema Annäherung und Kooperation wurde vertieft. Auch das darf als ein Schritt der Emanzipation von den USA gewertet werden. Das ist für die Welt strukturell positiv.

Die EU lieferte Schlagzeilen, die ermutigen. Die EU schließt Freihandelsabkommen mit Mercosur (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay, Venezuela (suspendiert), assoziiert sind Chile, Bolivien, Peru, Kolumbien, Ecuador, Guyana, Suriname) und Vietnam. Der Fokus ist damit richtig justiert. Man richtet sich auf die zukunftsträchtigen Wirtschaftsregionen aus. Der Potentialwachstumspfad dieser Regionen wird durch die Abkommen positiv beeinflusst. Das ist strukturell positiv und emanzipatorisch gegenüber den USA für diese Regionen. Seitens der EU sollte noch mehr Fokus auf Eurasien gelegt werden, auch Russland!

Zusätzlich ergab sich Entspannung im Verhältnis USA/Nordkorea. Die Türkei wird trotz der S-400 Käufe wohl nicht von den USA sanktioniert. Der Konflikt USA/Iran ist nicht weiter eskaliert. Die entscheidenden G-20 Länder ex USA drängen die USA zur Deeskalation. Die gegebene Risikoaversion wird damit in Teilen konterkariert.

Fazit:
Ermutigung und Zuversicht bezüglich rationaler Lösungen dürfen nach dem G-20 Treffen reüssieren. Die Welt ex USA rückt näher zusammen. Der Emanzipationsprozess weg von den USA ist klar ablesbar. Der USD-Status erodiert sukzessive im Hintergrund losgelöst von der aktuellen USD-Stärke gegenüber dem Gold und auch einigen Währungen.

EU: Findungsprozess für Führungspositionen
Die 28 EU-Staats- und Regierungschefs sind gestern zusammengekommen, um eine Entscheidung über die Besetzung des EU-Kommissionspräsidenten zu suchen.
Es wird sich zeigen, ob es eine ausreichende Mehrheit für den sozialdemokratischen Spitzenkandidat Frans Timmermans als künftiger EU-Kommissionspräsident gibt.
Im Falle einer Einigung im EU-Rat muss im Anschluss noch das Europäische Parlament zustimmen.
 
EU-Ratspräsident Tusk beendete das Gespräch mit vier Regierungen, die neben den Visegrad-Staaten Vorbehalte gegen Frans Timmermans als EU-Kommissionspräsident haben. Dabei handelt es sich nach Angaben von EU-Diplomaten um Rumänien, Lettland, Irland und Kroatien. Die Regierungschefs der beiden letztgenannte Staaten beklagen, dass die EVP als stärkste Fraktion im Europäischen Parlament nicht den Kommissionspräsidenten stellen soll.  Die EU-Staats- und Regierungschefs setzen heute beim Frühstück den Diskurs fort. Italiens Ministerpräsident Conte hat offengelassen, ob es eine Einigung auf dem EU-Sondergipfel gibt.
Fazit: Eine Einigung ist ultimativ erforderlich. Der Weg dahin ist kaum geeignet, Euphorie für die EU zu generieren.

Datenpotpourri der USA der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone:        Portugal überzeugt!
Die Verbraucherpreise legten laut Erstschätzung per Juni im Jahresvergleich um 1,2% zu. Die Kernrate stieg um 1,1% nach zuvor 0,8%.
Portugal: Die Arbeitslosenquote stellte sich per Mai auf 6,60% nach zuvor 6,6% (revidiert von 6,7%). Das sind die niedrigsten Niveaus seit 2002!

USA:                  Durchwachsenes Bild
Persönliche Einnahmen stiegen per Mai im Monatsvergleich um 0,5% nach zuvor 0,5%. Ausgaben legten um 0,4% nach 0,6% zu.
Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago sackte per Juni von 54,2 auf 49,7 Punkte.
Laut finaler Berechnung stellte sich der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan auf 98,2 nach 97,9 Zählern.

Japan:              Konjunkturschwäche!
Der Tankan-Index für große Produzenten fiel von 12 auf 7 Punkte.
Der Tankan-Index für kleine Profizenten sank von 6 auf -1 Punkt.
Der Tankan für große Dienstleister stieg von 21 auf 23 Punkte.
Der Tankan für kleine Dienstleister fiel von 12 auf 10 Punkte.
Der Index des Verbrauchervertrauens sank von 39,4 auf 38,7 Zähler und markierte den schwächsten Wert seit Ende 2014.

Asien:              PMIs per Juni – Konjunkturschwäche!
China: Der Caixin PMI sank von 50,2 auf 49,4 Punkte.
China: Der NBS-Index verharrte bei 49,4 Punkten.
China:  Der NBS-Index für Dienstleistungen sank von 54,3 auf 54,2, Punkte.
China: Der NBS-Composite Index verlor von 53,3 auf 53,0 Zähler.
Australien: der AIG-PMI fiel von 52,7 auf 49,4 Zähler.
Japan: Der Nikkei-Index ging von 49,5 auf 49,3 Punkte zurück.
Südkorea: Der PMI fiel von 48,4 auf 47,5 Punkte.
Indien: Der Nikkei PMI sank von 52,7 auf 52,1 Zähler.
Taiwan: Der PMI verlor von 48,4 auf 45,5 Punkte.

Fazit:
Die Schäden der exogenen Einflüsse der US-Politik auf die Weltwirtschaft sind erkennbar. Das G-20 Treffen erlaubt Hoffnungen auf Stabilisierung.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone 1.1100 – 30 negiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!

Gastbeitrag von Folker Hellmeyer, Chefanalyst SOLVECON INVEST

www.solvecon-invest.de

Herr Hellmeyer hat am Finanzmarkt ursprünglich als Devisenhändler begonnen. Für Deutsche Bank und Helaba war er in Hamburg, London und Frankfurt tätig. Von 2002 bis 2017 war Herr Hellmeyer Chefanalyst der Bremer Landesbank und hat mit klaren Worten die Entwicklungen an den Börsen und im Finanzmarkt­geschehen kommentiert.