BOSTON (dpa-AFX) - Die steigende Zahl von toten und verletzten Nutzern von E-Zigaretten sorgt in den USA bei Gesundheitsbehörden und Medizinern zunehmend für Beunruhigung. Die zuständige Gesundheitsbehörde bestätigte Ende voriger Woche den ersten Todesfall im Bundesstaat Missouri - national ist es der achte Tote. Der Mann im Alter von Mitte 40 war demnach schon seit Wochen in stationärer Behandlung und starb in einem Krankenhaus in St. Louis an akutem Lungenversagen (Acute Respiratory Distress Syndrome, ARDS). Er habe vorher keine Lungenerkrankung gehabt, hieß es weiter.

Angesichts der Entwicklung sprachen zwei US-Experten von einer Gesundheitsgefahr epidemischen Ausmaßes. Bis Freitag seien in den USA und auf den Jungferninseln 908 Fälle von schweren Lungenerkrankungen, die mit Dampfen zusammenhängen, aufgetreten, schreiben Yulin Hswen und John Brownstein vom Boston Children's Hospital im renommierten "New England Journal of Medicine". Knapp 500 davon seien bestätigt, bei den übrigen handele es sich um Verdachtsfälle. Besonders viele Fälle traten demnach in den US-Staaten Illinois, Kalifornien und New York auf. Der erste Fall war demnach Ende Juli registriert worden.

Die Ursache für die Lungenschäden ist noch immer völlig unklar. Möglich seien etwa Aromastoffe in den Flüssigkeiten, das Vermischen mit Ölen, die den Cannabis-Wirkstoff THC oder Vitamin E enthalten, oder aber Schwarzmarktprodukte, schreiben die beiden Epidemiologen. Zu den Symptomen zählen demnach Kurzatmigkeit, Husten, Brustschmerzen, Übelkeit, Durchfall und Erbrechen. Nutzer von E-Zigaretten, die Symptome hätten, sollten unverzüglich medizinische Hilfe suchen, betonen die Behörden.

"Angesichts der zunehmenden Beliebtheit und dem verbreiteten Gebrauch von E-Zigaretten, die als sichere Alternative zum Rauchen vermarktet werden, stellen diese Fälle eine Bedrohung der öffentlichen Gesundheit dar", schreiben Hswen und Brownstein. Die Entwicklung habe epidemische Ausmaße erreicht. Die Gesundheitsbehörden von Missouri warnten Menschen davor, E-Zigaretten oder Zubehör auf dem Schwarzmarkt zu kaufen oder eigene Mischungen zum Inhalieren zu panschen.

In Deutschland und auch europaweit ist bislang kein ähnlicher Anstieg von Lungenschädigungen bekannt. Die Beschwerden scheinen sich auf Benutzer in den USA zu beschränken. In Deutschland sind die Zusammensetzungen der Wirkstoffe von E-Zigaretten deutlich strenger reguliert als in den USA./waw/DP/he