HAMBURG (dpa-AFX) - Trotz weltweit rückläufiger Piratenangriffe sind die deutschen Reeder besorgt um die Entwicklung im Golf von Guinea vor Westafrika. Er werde immer stärker zum "Hotspot der Piraterie weltweit", teilte Ralf Nagel, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verband Deutscher Reeder (VDR), am Dienstag in Hamburg mit. Zu Jahresanfang habe es erneut heftige Zwischenfälle sogar mit Toten gegeben. Zahlen hierzu konnte der VDR nicht nennen.

Weltweit wurden 2019 insgesamt 162 Piraterieangriffe und bewaffnete Raubüberfälle auf Schiffe gemeldet - nach 201 Vorfällen im Jahr 2018, wie das Internationale Schifffahrtsbüro (IMB) der Internationalen Handelskammer (ICC) mitteilte.

Auch das IMB spricht von der "Hochrisikoregion Golf von Guinea". Dort sei die Zahl der entführten Besatzungsmitglieder von 78 (2018) auf 121 Seeleute im Jahr 2019 gestiegen. Dies entspreche mehr als 90 Prozent der weltweit gemeldeten Entführungen auf See. Auf diese Region entfielen 64 Piraterieangriffe, darunter auch alle vier Schiffsentführungen im Jahr 2019. Zehn Schiffe wurden dort beschossen, nur ein weiteres laut IMB anderswo.

IMB-Direktor Michael Howlett mahnte einen verstärkten Informationsaustausch und eine bessere Koordinierung zwischen den Schiffen, den Melde- und den Einsatzkräften an, um dem Anstieg von Piratenvorfällen im Golf entgegenwirken zu können. Der VDR verlangte von den Anrainerstaaten - darunter Kamerun, Nigeria und Ghana - mehr im Kampf gegen Piraterie zu tun. Parallel dazu forderte er die Bundesregierung auf, auf diplomatischem Weg bilateral mehr Sicherheit einzufordern. "Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wie sich eine Situation wie seinerzeit am Horn von Afrika entwickelt", mahnte der VDR. Vor Somalia habe es 2019 zwar keine Angriffe gegeben, aber die Risiken blieben bestehen, teilte das IMB mit und riet Schiffseignern und Besatzungen weiter zur Vorsicht./akp/DP/jha