Kiew (Reuters) - Bei russischen Angriffen auf ukrainische Orte im Süden und Osten des Landes hat es erneut Tote gegeben.

In der südukrainischen Stadt Cherson starben nach ukrainischen Angaben drei Menschen bei einem Raketenangriff. Bei einem Einschlag einer Rakete in ein Apartmenthaus in der ukrainischen Großstadt Charkiw ist nach Worten des Gouverneurs der Region, Oleg Synehubow, mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Russischen Beschuss soll es auch in der östlichen Region Donezk um die Stadt Wuhledar geben.

Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, die Ukraine befinde sich in Donezk in einer schwierigen Lage und benötige schnellere Waffenlieferungen und neue Waffentypen. "Die Lage ist sehr schwierig. Bachmut, Wuhledar und andere Gebiete in der Region Donezk sind ständigen russischen Angriffen ausgesetzt", sagte Selenskyj am späten Sonntagabend in seiner täglichen Videoansprache. "Russland will, dass sich der Krieg in die Länge zieht und sich unsere Kräfte erschöpfen. Wir müssen also die Zeit zu unserer Waffe machen. Wir müssen das Geschehen beschleunigen, den Nachschub beschleunigen und der Ukraine neue Waffen eröffnen."

Der ukrainische Militäranalyst und Oberst Mykola Salamacha erklärte gegenüber dem ukrainischen Radio NV, dass die russischen Truppen Angriffswellen auf Wuhledar starteten. "Von hier aus kontrollieren wir praktisch das gesamte Schienensystem, das die Russen für ihre Logistik nutzen ... Die Stadt liegt auf einer Anhöhe, und es wurden dort extrem starke Verteidigungsanlagen aufgebaut", sagte er.

Im Süden der Ukraine hatten russische Truppen die Stadt Cherson kurz nach dem Einmarsch in das Nachbarland im Februar 2022 besetzt. Sie hielten die Stadt bis zur Rückeroberung durch ukrainische Truppen im November. Seit der Befreiung Chersons wird die Stadt regelmäßig von russischen Stellungen auf der anderen Seite des Flusses Dnipro beschossen.

Russland warf dem ukrainischen Militär am Wochenende vor, ein Krankenhaus in einem von Russland kontrollierten Gebiet der Ostukraine absichtlich angegriffen und dabei 14 Menschen getötet zu haben. Die Ukraine reagierte nicht auf die Vorwürfe. Reuters konnte die Berichte beider Seiten nicht unmittelbar verifizieren.

Bundeskanzler Olaf Scholz erteilte Forderungen nach der Lieferung von Kampfjets eine Absage. Vergangenen Mittwoch hatten sich Deutschland und andere Staaten bereit erklärt, die Ukraine mit Kampfpanzern zu unterstützen. Nach Angaben des ukrainischen Botschafters in Frankreich wurden der Ukraine von mehreren Ländern insgesamt 321 schwere Panzer zugesagt. Doch könnte es Monate dauern, bis sie eintreffen. Die Ukraine ist an einer schnellen Lieferung schwerer Waffen interessiert, da beide Kriegsparteien in den kommenden Wochen eine Frühjahrsoffensive starten dürften.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg besuchte am Montag Südkorea, um die dortige Regierung zu einer militärischen Unterstützung für die Ukraine aufzufordern. Argentinien lehnte Waffenlieferungen bei einem Besuch von Kanzler Scholz am Wochenende ab.

(Bericht von Reuters-Büros, geschrieben von Andreas Rinke; redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)