BERLIN (Dow Jones)--Der CDU-Vorsitzkandidat Friedrich Merz will sich ein "Weiter so" bei coronabedingten staatlichen Hilfen nicht vorstellen und warnt vor einer ausufernden Schuldenpolitik. "Es hat alles seine Grenzen. Man kann nicht jeden Umsatz aus dem Steuerhaushalt ersetzen", sagte er dem Nachrichtensender Phoenix nach dessen Angaben. Schließlich müsse die Jugend die enormen Verbindlichkeiten künftig abtragen. "Der Finanzminister hat das Portemonnaie weit aufgemacht. Wir geben jetzt so viel Geld aus, wie wir für eine ganze Generation an Schulden machen dürften", so Merz.

Praktisch sei die Schuldenbremse aus dem Grundgesetz herausgenommen worden. "Da ist jetzt ein bisschen Maßhalten angesagt." Merz nahm auch die Bundesländer in die Pflicht, künftig verstärkt zur Finanzierung der Corona-Folgen beizutragen. "Ich halte die Beteiligung der Länder für unverzichtbar", erklärte er.

Für die Wahl zum CDU-Vorsitz zeigte sich Merz optimistisch. Im Gegensatz zum Votum 2018, als er Annegret Kramp-Karrenbauer unterlegen war, nehme er jetzt eine andere Stimmungslage in der Partei wahr. "Ich erwarte im Falle meiner Wahl, dass die gesamte Unterstützung der Partei mir zugutekommt", erklärte er. Umgekehrt gebe er sie jedem anderen, der die Wahl gewinne.

In einem anderen Interview zeigte sich Merz überzeugt über einen eigenen Sieg bei der Vorsitzendenwahl. "Ich habe 2018 gesagt, dass ich bereit bin, der Regierung und der Partei zu helfen", sagte er der Rheinischen Post. "Mein Angebot steht, aber ich gehe fest davon aus, dass ich die Abstimmung am 16. Januar gewinne." Merz pochte darauf, den Parteitag am 16. Januar 2021 wie geplant und auch digital durchzuführen. Auf die Frage, ob CSU-Chef Markus Söder auch Kanzler werden könnte, antwortete er: "Diese Aufgabe gehört ganz grundsätzlich zur Jobbeschreibung eines jeden Vorsitzenden von CDU oder CSU."

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November 27, 2020 02:34 ET (07:34 GMT)