Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Die Bundesregierung will nach eigenen Angaben die Grundlage für eine nachhaltige Nutzung von Biomasse aus der Wald-, Landwirt- und Abfallwirtschaft schaffen. Dazu legten das Wirtschafts-, das Landwirtschafts- und das Umweltministerium Eckpunkte vor, um in Deutschland eine nachhaltige Biomasseerzeugung und -nutzung sicherzustellen, die sich konsequent an den Klima-, Umwelt- und Biodiversitäts-Zielen orientiere. Das nachhaltig verfügbare Biomassepotenzial, der Erhalt natürlicher Ökosysteme und das Food-First-Prinzip, das der Ernährungssicherheit Vorrang gibt, bildeten dabei den Handlungsrahmen, teilte das Wirtschaftsministerium mit.

Auf Basis der Eckpunkte solle die Strategie im Dialog mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft erarbeitet und im kommenden Jahr verabschiedet werden. Damit setzt die Bundesregierung laut den Angaben einen Auftrag aus dem Koalitionsvertrag um. Die Strategie sei darauf ausgerichtet, mittel- und langfristig Perspektiven für die Nutzung von Biomasse aufzuzeigen. "Fragen der kurzfristigen Rolle der Bioenergie im Kontext der Energieversorgungssicherheit stehen nicht im Fokus der Strategie", hob das Ministerium hervor.

Biomasse wie Holz, Energiepflanzen oder organischer Abfall sei eine sehr gefragte und auch heimische Ressource, betonte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Auch wenn sie natürlichen Ursprungs und ein erneuerbarer Rohstoff sei, sei ihr Einsatz "nicht per se klima- und umweltfreundlich". Biomasse sei auch nur begrenzt verfügbar. Die Biomassestrategie soll laut Habeck sicherstellen, "dass Biomasse zukünftig nur noch in nachhaltig verfügbaren Mengen, gezielter für den Klimaschutz und die Transformation unserer Wirtschaft in Richtung Treibhausgasneutralität eingesetzt wird". Dies schaffe langfristig verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen.

Das wichtigste Leitprinzip soll laut den Angaben eine konsequente Kaskaden- und Mehrfachnutzung von Biomasse sein - also immer der stofflichen Nutzung Vorrang zu geben, die eine möglichst langfristige Kohlenstoffbindung ermöglicht, und erst am Ende der Kaskade energetische Nutzungen in den Blick zu nehmen. Dabei seien immer die effizientesten Dekarbonisierungsoptionen einzusetzen. Mit der Strategie solle außerdem einem erhöhten Nutzungsdruck zum Beispiel auf Naturschutzflächen und der Konkurrenz um Flächen etwa zur Lebensmittelerzeugung begegnet werden.

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October 06, 2022 06:05 ET (10:05 GMT)