Frankfurt (Reuters) - Aus Sicht von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel lässt sich nicht genau abschätzen, wie lang die Inflation noch über der EZB-Zielmarke von zwei Prozent verharren wird.

"Doch mit ziemlicher Sicherheit lässt sich sagen: Die hohe Teuerung wird nicht im Handumdrehen wieder verschwinden", sagte Nagel am Montag beim Wirtschaftsrat der CDU Sektion Karlsruhe/Bruchsal in Waldbronn laut Redetext. Für dieses Jahr sei im Schnitt in Deutschland mit einer Inflation von über 8,5 Prozent zu rechnen. Auch 2023 werde die Teuerung hierzulande mit voraussichtlich über sieben Prozent viel zu hoch bleiben.

Die hohe Inflation sei zurück, sagte Nagel. "Die Geldpolitik muss dafür sorgen, dass sie so schnell wie möglich wieder weggeht", fügte er hinzu. Er verwies darauf, dass die Europäische Zentralbank (EZB) weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt hat. Im Kampf gegen den anhaltenden Inflationsschub hat sie bereits die Zinsen in drei Schritten um insgesamt 2,0 Prozentpunkte angehoben. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz liegt damit inzwischen bei 1,5 Prozent. Nagel erneuerte seine Forderung eines Abbaus der billionenschweren Anleihenbestände der EZB: "Aus meiner Sicht spricht daher viel dafür, ab Anfang des kommenden Jahres nicht mehr alle auslaufenden Anleihen zu ersetzen." Das wäre ein zusätzliches Straffungssignal, das die Entschlossenheit im Kampf gegen die Inflation unterstreichen würde.

Die Währungshüter der EZB wollen im Dezember über wichtige Weichenstellungen zu einem künftigen Abbau der Bondbestände beraten. Dies hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Montag in einer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments in Brüssel noch einmal bekräftigt. Die nächste Zinssitzung der EZB findet am 15. Dezember statt.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)