Europas Anleger wetten dank der Unterstützung durch die Notenbanken auf eine rasche Erholung der Wirtschaft.

Vor allem der offizielle Startschuss der US-Notenbank für den Kauf von Unternehmensanleihen treibt weltweit die Aktienkurse. "Dass die Notenbanken weiterhin Gewehr bei Fuß stehen, um die durch Covid-19 entstandenen konjunkturellen Schäden abzufedern, kommt an den Märkten gut an", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. 

Der Dax kletterte 3,4 Prozent auf 12.315,66 Punkte, der EuroStoxx50 legte 3,5 Prozent auf 3245,09 Zähler zu. Anleger zeigten sich deutlich zuversichtlicher. Der Volatilitätsindex VStoxx, der die Nervosität der Investoren misst, fiel um bis zu 14,3 Prozent. Auch in den USA legten die Kurse zu. Allerdings grenzten die Börsen zeitweise Gewinne ein, nachdem in Peking wegen erneuter Coronavirus-Infektionen Kindergärten und Schulen geschlossen wurden. Im Handelsverlauf war es um 4,4 Prozent beim Dax nach oben gegangen.

Für gute Stimmung sorgten die jüngsten Konjunkturdaten. So legte der ZEW-Index zu, Börsianer schätzten sowohl die Aussichten als auch die gegenwärtige Lage der Firmen günstiger ein. In den USA verzeichneten die Einzelhändler im Mai ein Rekordplus, als sie ihre Geschäfte nach der Zwangspause wieder öffnen durften. "Die Handelsdaten sind im Mai deutlich besser ausgefallen als erwartet", sagte Neil Birrell, Chefinvestor beim Finanzdienstleister Premier Miton. "Eine Mischung aus besseren Zahlen und der Politik der Fed wird die Anleger glücklich stimmen."

Investoren setzen auf zusätzliche Liquiditätsspritzen der Fed. Im Rahmen ihres Notfallprogramms hatte die Fed für Dienstag den Start für den Kauf von Unternehmensanleihen angekündigt. Die angeschlagene Wirtschaft könne sich aber erst dann wieder völlig erholen, wenn die Bürger von der Eindämmung der Corona-Pandemie überzeugt seien, sagte Fed-Chef Jerome Powell. Es sei noch ein weiter Weg zur Erholung des Jobmarktes. Mit diesen Äußerungen trieb er den Dollar nach oben, der als sicherer Hafen gilt. Ein Euro kostete im Gegenzug mit 1,1257 Dollar 0,6 Prozent weniger.

TUI UND LUFTHANSA IM AUFWIND

Von der Aufhebung der meisten Reisebeschränkungen in Europa profitiert vor allem der Freizeit- und Reisesektor. TUI-Aktien zogen 3,8 Prozent an, nachdem der weltgrößte Tourismuskonzern angekündigt hatte, nach dem Einbruch wegen der Corona-Krise sein Geschäft wieder langsam hochzufahren. Bei Cineworld sorgte die Ankündigung für Rückenwind, in den nächsten Wochen alle Säle wieder zu öffnen. Aktien des britischen Kino-Konzerns, die in diesem Jahr um fast zwei Drittel eingebrochen sind, legten in der Spitze rund elf Prozent zu und schlossen noch 0,8 Prozent fester.

Lufthansa-Aktien gingen mit einem Plus von 2,5 Prozent aus dem Handel. Der Konzern hatte am Vorabend mitgeteilt, mit den Gewerkschaften bis zum 22. Juni Vereinbarungen zum Personalabbau treffen zu wollen. Die voraussichtlich auf Dauer überzähligen 22.000 Vollzeitstellen verteilen sich dem Konzern zufolge auf alle Geschäftsfelder.

Auf dem Verkaufszettel standen dagegen Zalando-Titel. Aktien des Modeversenders gaben 4,2 Prozent nach, nachdem Großaktionär Kinnevik seine Sperrminorität aufgegeben hatte. Der schwedische Investor platzierte bei institutionellen Anlegern ein Aktienpaket von 4,4 Prozent an Zalando und nahm damit 645 Millionen Euro ein.