FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Erholung der deutschen Industrie von dem schweren Corona-Einbruch geht voran. Im Oktober überschritt der Auftragseingang erstmals das Vorkrisenniveau, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Im Monatsvergleich seien 2,9 Prozent mehr Bestellungen eingegangen. Analysten hatten einen etwa halb so starken Anstieg von im Schnitt 1,5 Prozent erwartet. Es war bereits der sechste Zuwachs der Industrieaufträge in Folge.

Ökonomen zur Entwicklung der Auftragseingänge:

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank

"Das ist ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Die Auftragseingänge sind den sechsten Monat in Folge im Plus. Über dieses gute Zahlenwerk darf man sich inmitten der schweren Corona-Zeiten uneingeschränkt freuen. So sehr der Dienstleistungssektor unter den Eindämmungsmaßnahmen leidet, so sehr ist es wichtig, dass die Industrie für Kompensation sorgt."

Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa der DWS

"Auch wenn der deutschen Wirtschaft ob der hartnäckig hohen Infektionszahlen noch ein harter Winter bevorsteht, die Industrie, und hier insbesondere der international ausgerichtete Maschinenbau, startet mit gut gefüllten Auftragsbüchern in die letzten Monate der Pandemie. Die Erholung sollte spätestens dann einsetzen, wenn weite Teile der Welt geimpft sind. Dass dann eine schnelle Erholung möglich ist, haben die Zahlen zum dritten Quartal eindrucksvoll bewiesen."

Jens-Oliver Niklasch, Analyst Landesbank Baden-Württemberg

"In der Industrie läuft es wieder. Vor allem die Auslandsaufträge haben angezogen. Das Niveau der Neuaufträge liegt inzwischen sogar wieder über dem - allerdings ziemlich schwachen - Vorjahreswert. Die Konjunkturschwächen, die wir pandemiebedingt haben, hängen mehr oder weniger alle mit dem Service Sektor zusammen. Aber das wird sich sobald wohl nicht ändern. Insgesamt sind das heute dennoch gute Nachrichten."

Ralph Solveen, Analyst Commerzbank

"Die positive Entwicklung der Auftragseingänge deutet darauf hin, dass die Produktion in den kommenden Monaten weiter steigen wird. (...) Dies wird wahrscheinlich nicht verhindern, dass das reale BIP im vierten Quartal aufgrund der neuen Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie schrumpft. Die sehr positive Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe dürfte diesen Rückgang jedoch in Schach halten."

Greg Fuzesi, Analyst JPMorgan

"Die Erholung in der Industrie scheint viel stärker zu sein als erwartet. Insgesamt halten wir aber an unserer deutschen BIP-Prognose fest, die im vierten Quartal 2020 einen Rückgang von annualisiert 4 Prozent gegenüber dem Vorquartal und einen Rückgang von annualisiert 1,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal im ersten Quartal 2021 erwartet."

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