FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich zu Jahresbeginn trotz Omikron-Welle verbessert. Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigstes Konjunkturbarometer, stieg von Dezember auf Januar um 0,9 Punkte auf 95,7 Zähler, wie das Ifo-Institut am Dienstag in München mitteilte. Es ist die erste Aufhellung seit Mitte vergangenen Jahres. Einschätzungen von Ökonomen im Überblick:

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank

"Die deutsche Wirtschaft scheint aus dem Winterloch herauszukommen. Vor allem der Dienstleistungssektor wittert Morgenluft. Die höheren Notierungen des Ifo-Geschäftsklimaindex senden Signale, dass die hohen Wachstumserwartungen für das laufende Jahr keineswegs abwegig sind. Risiko bleibt derweil eine Eskalation im ukrainischen Grenzgebiet zu Russland. Kommt es allerdings zu einer Entspannung springen die Ampeln vollends auf Grün."

Ulrich Wortberg, Analyst Helaba

"Die Stimmungserholung lässt trotz der Omikron-Welle und der Lieferkettenprobleme sowie hoher Preissteigerungen auf eine wirtschaftliche Erholung in den kommenden Monaten hoffen. Damit bleibt auch die Europäische Zentralbank unter Druck, eine baldige Abkehr von der extrem lockeren Geldpolitik zu beschließen."

Jens-Oliver Niklasch, Analyst Landesbank Baden-Württemberg

"Das war passend zu den übrigen steigenden Frühindikatoren zum Jahresauftakt. Seitens der Wirtschaft ist soweit alles klar für einen Aufschwung. Wir sehen viele Aufträge, die Konsumenten sitzen auf einem Finanzpolster, das sie ausgeben wollen, auch die Fiskalpolitik und die Geldpolitik sind auf Expansion gestellt. Andererseits haben sich zu Corona inzwischen die hohe Inflation und die Ukraine-Krise gesellt. Es wird höchste Zeit, dass der Gordische Knoten mal endlich durchgehauen wird. Wobei in diesem besonderen Fall 'vorsichtig aufdröseln' vielleicht ratsamer wäre. So oder so: Das erste Quartal wird konjunkturell voraussichtlich erst einmal nahe der Stagnation bleiben."

Carsten Brzeski, Chefvolkswirt ING

"Diese Ifo-Werte nehmen der deutschen Wirtschaft die Rezessionsängste nicht, deuten aber auf eine zunehmende Zuversicht hin, dass Omikron-Beschränkungen und Lieferkettenprobleme bald nachlassen werden."

Claus Niegsch, Branchenanalyst DZ Bank

"Die befragten Unternehmen haben aus den vorherigen Pandemie-Sommern gelernt und sich an Corona zunehmend angepasst. Nach schwachen Entwicklungen im Winter, folgten jeweils dynamische Erholungen. Das ist auch für dieses Jahr zu erwarten und überwiegt bei den Unternehmen mittlerweile die Sorgen vor Omikron und den Lieferengpässen. Das erste Quartal wird für die deutsche Wirtschaft zwar noch schwierig ausfallen. Ab dem Frühling folgt dann aber eine durchgreifende Belebung."

Jörg Zeuner, Chefvolkswirt Union Investment

"Die heutigen Daten sind ein Hoffnungsschimmer für das erste Quartal dieses Jahres. Es besteht die realistische Chance, dass mit einer steigenden Grundimmunisierung der Bevölkerung die Pandemie bald in die Endemie übergehen dürfte. Dann sollte sich die Stimmung in der Wirtschaft noch weiter aufhellen."

Jörg Krämer, Chefvolkswirt Commerzbank

"Der unerwartete Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas zeigt, dass die Unternehmen zunehmend durch Omikron hindurchschauen. Außerdem ist im verabeitenden Gewerbe der Anteil der Unternehmen, die ihre Produktion wegen Materialmangels behindert sehen, deutlich von 82 Prozent auf 67 Prozent gefallen. All das stützt unsere Prognose, dass sich die deutsche Wirtschaft ab dem Frühsommer kräftig erholen wird, wenn die Corona-Welle abebben dürfte. Wir erwarten für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr weiter ein Wachstum von 3,0 Prozent."

Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa DWS

"Alles in allem unterstützen die Ifo-Zahlen unser Bild, dass es in der ersten Hälfte dieses Jahres einen kräftigen Aufschwung geben wird. Die Zuversicht in der Wirtschaft ist nach wie vor ausgeprägt."

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