BERLIN (Dow Jones)--Führende Ökonomen warnen mit Blick auf die Klimaziele vor staatlichen Lenkungseingriffen und fordern stattdessen verstäkrt marktwirtschaftliche Instrumente. Auch wenn der Schutz des Klimas die größte Aufgabe dieser Generation sei, sei es "nicht sinnvoll, alle Bereiche der Wirtschaftspolitik auf Umweltziele auszurichten", heißt es im neuen Jahresheft des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Familienunternehmen zum europäischen Green Deal. "Wenn alle Bereiche dem Klimaschutz untergeordnet werden, dann fördert das staatliche Planwirtschaft, Kleinteiligkeit und Fehlsteuerung."

Während die Konjunkturpolitik Instrumente brauche, die schnell, zielgenau und zeitlich begrenzt wirkten, gehe es in der Umwelt- und Klimapolitik um dauerhafte und langfristige Veränderungen. Aus Sicht des Beirats ist daher eine verlässliche Bepreisung von CO2-Emissionen am wirksamsten. Kleinteilige Eingriffe in die Industrie- und Finanzpolitik hemmten dagegen die Effektivität der Klimamaßnahmen und schadeten der Wirtschaft, analysiert der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, Gabriel Felbermayr. Er kritisiert beispielsweise Kaufprämien für Elektroautos und Mehrwertsteuersenkungen auf Bahnfahrten.

Vor den negativen Wirkungen von "Green Finance" warnt Ifo-Chef Clemens Fuest. Es verzerre den Markt, wenn die Finanzmarktregulierung oder die Geldpolitik künftig Kapitalströme in "grüne" Projekte lenke. Es werde zudem ein Wettstreit der Lobbyisten darum befördert, welche Branchen fortan als "grün" klassifiziert werden.

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February 23, 2021 04:00 ET (09:00 GMT)