HEIDELBERG (dpa-AFX) - Das Coronavirus Sars-CoV-2 dürfte sich über kurz oder lang weiterentwickeln - neue Varianten können entstehen. Über deren Eigenschaften lasse sich aber nur spekulieren, erklärte der Präsident der Gesellschaft für Virologie, Ralf Bartenschlager, der Deutschen Presse-Agentur. "Die Erfahrung zeigt aber, dass mit der Anpassung eines Virus an seinen Wirt die Pathogenität in der Regel abnimmt." Pathogenität meint die Fähigkeit, Krankheiten auszulösen. "Das bedeutet nicht, dass dieses angepasste Virus gar keine Erkrankung mehr macht, aber es ist in der Regel weniger krankmachend." So verbreitet sich die neue Variante Omikron zwar schneller in Deutschland als Delta, verursacht aber Forschern zufolge im Schnitt mildere Krankheitsverläufe.

Dass sich das Coronavirus nach den bisher bekannten und von der Weltgesundheitsorganisation als besorgniserregend eingestuften Varianten Alpha, Beta, Gamma, Delta und Omikron weiter entwickeln wird, gilt als ziemlich wahrscheinlich. Zumindest auf lange Sicht sei das durchaus möglich, erklärte Bartenschlager. Das Virus werde sicherlich endemisch und uns damit "erhalten bleiben".

Der wesentliche Selektionsdruck, dem neue Sars-CoV-2-Varianten jetzt unterliegen, sei die Ausbreitungseffizienz in einer größtenteils immunen Bevölkerung, erläuterte Klaus Überla vom Virologischen Institut am Universitätsklinikum Erlangen. Das heißt: Um zu überleben, muss das Virus Wege finden, dem Infektionsschutz seiner Wirte - also der Menschen - zu entkommen. Dieser Schutz entsteht sowohl durch Impfung als auch infolge einer Infektion. Über Genveränderungen etwa am sogenannten Spikeprotein des Virus kann es hier neue Formen geben.

Ob die neuen Virusvarianten gefährlicher oder harmloser sind, ist auch nach Überlas Überzeugung nicht seriös vorherzusagen. "Ausbreitungseffizienz in der Bevölkerung und "Gefährlichkeit" für den Infizierten sind verschiedene Eigenschaften von Viren, die sich unabhängig voneinander entwickeln können", teilte er mit./kre/DP/zb