BERLIN (Dow Jones)--Die Krise der Windkraft an Land hat sich im vergangenen Jahr zwar entspannt, ein kräftiger Zubau bleibt aber wegen zu schleppender Genehmigungsverfahren noch immer aus. 2020 wurden in Deutschland 420 Onshore-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 1.431 Megawatt (1,4 Gigawatt) neu errichtet, wie der Bundesverband Windenergie (BWE) gemeinsam mit den Anlagenbauern mitteilte. Im Vergleich zum Rekordtief im Vorjahr war das eine Steigerung von etwa 46 Prozent.

Zieht man die 2020 abgeschalteten Anlagen jedoch ab, betrug der Netto-Zubau nur noch 1,2 Gigawatt oder 217 neue Windräder. In Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Niedersachsen war der Zubau noch am stärksten, am niedrigsten in den Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin mit einem Anteil von 0 Prozent. Sorgen macht dem Verband aber vor allem der stockende Ausbau in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen.

Insgesamt wuchs die kumulierte Gesamtleistung um 2 Prozent auf rund 54,9 Gigawatt. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sieht einen Zubau auf bis zu 71 Gigawatt bis 2030 vor. Allein für dieses Jahr beträgt das Ausschreibungsvolumen demnach 4,5 Gigawatt.

Im EEG sind die höheren EU-Klimaziele von 55 Prozent CO2-Minderung bis 2030 aber noch gar nicht erfasst - Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) will daher das jetzige Ausbauziel auf 95 Gigawatt erhöhen. Union und SPD wollen sich noch in diesem Frühjahr einigen, wie sie die Klimaziele konkret in schnelleren Ökostromzubau übersetzen.

Aus Sicht des Geschäftsführers von VDMA Power Systems, Matthias Zelinger, klaffen beim Zubau jedoch Anspruch im EEG und Wirklichkeit weit auseinander. Es gebe eine "schwerwiegende Diskrepanz zwischen Ausschreibungsvolumen und Genehmigungen", so Zelinger. Grund für die schleppenden Genehmigungen sind häufig Klagen von Anwohnern oder Konflikte mit dem Artenschutz. Um mehr Flächen bereitzustellen, müsse der angekündigte Bund-Länder-Kooperationssauschuss "schnellstmöglich" seine Arbeit aufnehmen, forderten die Verbände.

Wichtig sind aus Sicht des BWE auch bessere Bedingungen für die Modernisierung älterer Anlagen. Dazu sei "eine durchgehende Repowering-Strategie" nötig, sagte Verbandspräsident Albers mit Blick auf die aus Sicht der Branche ungünstigen Rahmenbedingungen im EEG.

Mit fast 20 Prozent bildete die Onshore-Windenergie den größten Anteil aller Energien an der Bruttostromerzeugung und sicherte fast 100.000 Arbeitsplätze und 15 Milliarden Euro Umsatz.

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DJG/pso/smh

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January 26, 2021 09:20 ET (14:20 GMT)