Frankfurt (Reuters) - Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann rechnet angesichts voraussichtlich verfügbarer Corona-Impfstoffe ab Mitte 2021 mit einem anhaltenden Anziehen der Konjunktur im Euro-Raum.

"Ich bin grundsätzlich ein optimistischer Mensch. Davon ganz abgesehen sprechen auch die Fakten für eine nachhaltige Wirtschaftserholung zumindest ab Mitte nächsten Jahres", sagte das EZB-Ratsmitglied in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit dem "Börsen-Kurier". Die weitere Dauer des Krisen-Anleihenkaufprogramms PEPP der EZB oder mögliche erneute Hilfsmaßnahmen würden auch von einer baldigen Zulassung und der Wirkung der Impfstoffe abhängen.

Die nächste Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist für den 10. Dezember geplant. Notenbank-Chefin Christine Lagarde hatte bereits signalisiert, dass die EZB angesichts erneuter Einschränkungen in den Euro-Ländern zur Eindämmung der zweiten Pandemiewelle ihre geldpolitischen Hilfen erneut aufstocken könnte.

Auf der Dezember-Sitzung sei der Umfang allfälliger neuer Programme sicherlich zu diskutieren, sagte Holzmann. "Man wird ihn von den dann neu verfügbaren, vierteljährlichen Konjunkturprognosen abhängig machen." Es gehe aber nicht so sehr um Quantität, sondern mehr um Qualität der geldpolitischen Schritte. "Man wird nicht nur über weitere Ankaufprogramme nachdenken, sondern sämtliche Möglichkeiten diskutieren müssen. Selbst die Implementierung neuer Instrumente ist nicht gänzlich ausgeschlossen", sagte er. Aktienkäufe seien aber nicht angedacht. Auch eine weitere Absenkung der EZB-Einlagezinsen hätte aus Sicht von Holzmann nicht die gewünschte langfristige Wirkung.