Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.

EZB - EZB-Vizepräsident Luis de Guindos sieht derzeit "keine Anzeichen", dass aus einer vorübergehenden eine strukturelle Inflation wird. Die Notenbank müsse aber wachsam bleiben und mögliche Zweitrundeneffekte, etwa Lohnerhöhungen beobachten. "Für den Euro-Raum erwarten wir den Höhepunkt im November mit etwa 3 Prozent. Im kommenden Jahr wird das Tempo wieder abnehmen, weil dann einige Sondereffekte, etwa die vorübergehende Senkung der deutschen Mehrwertsteuer im Jahr 2020, nicht mehr in die Rechnung eingehen." De Guindos geht davon aus, dass die Wirtschaft der Eurozone noch auf absehbare Zeit Unterstützung braucht. Wenn das Anleihekaufprogramm PEPP der EZB, das für den Notfall der Pandemie geschaffen wurde, im kommenden Jahr ausläuft, dürfe es keinen "Klippeneffekt" geben, warnt der EZB-Vizepräsident.

INFLATION - Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer rechnet nicht mit einer dauerhaften Erhöhung der Inflationsrate. Zwar dürfte die Teuerung in der zweiten Jahreshälfte 3 Prozent übersteigen (im Juli waren es bereits 3,8 Prozent). Diese Entwicklung liege unter anderem an der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung und anderen Einflussfaktoren. "Ganz überwiegend handelt es sich dabei aber um temporäre Faktoren, von einer dauerhaften Inflationserhöhung ist derzeit nicht auszugehen", so Schnitzer. Wie stark der wirtschaftliche Aufschwung nach der Corona-Krise ausfallen wird, hänge stark von der Impfentwicklung ab und wie sich die Lieferschwierigkeiten bei Vorprodukten wie etwa Chips entwickeln. (Passauer Neuen Presse)

INFLATION - IMK-Direktor Sebastian Dullien geht davon aus, dass die Inflation in diesem Jahr vorübergehend auf über 4 Prozent steigen, aber schon im Januar 2022 wieder deutlich nachgeben könnte. "Mittelfristig wird sich die Inflation wieder um 2 Prozent oder darunter einpendeln, also bei dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank", sagte der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung. Da der Inflationsanstieg nur vorübergehend sei, gebe es dadurch auch keine großen Gewinner oder Verlierer. Er werde sich nicht in dauerhaft steigenden Löhnen und Preisen niederschlagen. Deshalb gebe es auch "keinen Handlungsdruck für die Europäische Zentralbank". (Funke Mediengruppe)

IMPFSTOFF - Angesichts des Überangebots an Impfstoff suchen Bund und Länder nach Wegen für eine Verwendung nicht verbrauchter Dosen. Wie eine Spiegel-Umfrage unter den Bundesländern ergab, könnten in den nächsten Tagen Tausende Astrazeneca-Dosen entsorgt werden, weil sie nicht mehr haltbar sind. Die Bundesregierung will überschüssige Dosen ab August unentgeltlich an Drittstaaten abgeben. Zunächst sollen das vor allem die Dosen von Astrazeneca sein. Die Länder können dazu überzählige Impfstoffe an den Bund zurückgeben. Die Dosen müssen aber offenbar dafür noch mindestens zwei Monate haltbar sein. In diesem Jahr will die Bundesregierung mindestens 30 Millionen Impfdosen an Drittstaaten verschenken. (Spiegel)

BANKEN-AGB - Die baden-württembergischen Sparkassen verlangen nach dem höchstrichterlichen Urteil zur Zustimmungsfiktion von AGB-Änderungen eine gesetzliche Neuregelung. "Ich glaube, dass hier der Gesetzgeber aufgefordert ist, für Klarheit zu sorgen", hat Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg, erklärt. Für die Zukunft müssten nun verlässliche Voraussetzungen für eine Zustimmung zu AGB-Änderungen per Maus-Click geschaffen werden. Würden die 50 Institute in Baden-Württemberg alle seit 2018 infolge von Gebührenerhöhungen eingenommenen Erträge zurückerstatten, wäre dies nach Schneiders Schätzung insgesamt ein Betrag im zweistelligen Millionenbereich. (Börsen-Zeitung)

PFLEGEVERSICHERUNG - Nach Berechnungen der AOK droht im kommenden Jahr nicht nur bei den gesetzlichen Krankenkassen, sondern auch in der Pflegeversicherung ein Finanzloch in Milliardenhöhe. Der Chef des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), es müsse mit einem Defizit von 5 Milliarden Euro gerechnet werden. "Ohne Gegensteuern der Bundesregierung müsste der Beitragssatz Anfang 2022 um bis zu 0,3 Punkte steigen, damit der Fehlbetrag gedeckt wird", warnte Litsch. „Wir fordern die Regierung daher auf, noch vor der Bundestagswahl den Bundeszuschuss für die Pflegeversicherung deutlich aufzustocken." Das könne Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Abstimmung mit dem Finanzminister per Verordnung festlegen. (RND)

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July 30, 2021 00:47 ET (04:47 GMT)