Bis dahin sei es vielmehr noch ein langer Weg. "Wir sprechen von mindestens zwölf bis 18 Monaten", sagt Thomas Breuer, Chief Medical Officer der Impfstoffsparte des britischen Pharmakonzerns GlaxoSmithKline. In der akuten Lage, in der man sich zumindest in China befinde, dürfte das also keine Hilfe versprechen. Berichte über einen angeblichen Durchbruch bei der Behandlung des Coronavirus in China hatten am Mittwoch den Börsen weltweit Auftrieb gegeben. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatten allerdings betont, noch sei keine wirksame Therapie gegen das Virus bekannt.

Mindestens ein Dutzend Arzneimittelhersteller arbeiten an Impfstoffen und Behandlungsmöglichkeiten gegen die Krankheit, an der bislang fast 500 Menschen starben. Die Kosten für die Entwicklung eines Impfstoffes können bis zu 800 Millionen Dollar betragen. Dabei dürfte die Zulassung eines Impfstoffes länger dauern als die einer Therapie für Patienten, bei denen die Krankheit bereits ausgebrochen ist, sagt Merdad Parsey, Chief Medical Officer bei Gilead Sciences. Denn die klinischen Studien für diese könnten kleiner ausfallen und kürzer laufen als für einen Impfstoff.

AUF DER SUCHE NACH DEM WUNDERMITTEL

Experten wie Thomas Frieden, der Direktor beim amerikanischen Zentrum für Krankheitsbekämpfung und Prävention während des Ausbruch des Mers-Virus war, geben zudem zu bedenken, dass der Vorteil antiviraler Behandlungen bei vorherigen Epidemien nur mäßig war. So habe sich beim Ausbruch von Mers und Sars, zwei anderen Stämmen des Coronavirus, eine bessere Infektionskontrolle in Gesundheitseinrichtungen bewährt. "Das heißt nicht, dass wir es nicht versuchen sollten, aber wir suchen oft nach einem Wundermittel. Manchmal brauchen wir aber einfach nur die Grundlagen", sagt Frieden.

Gesundheitsbehörden in den USA und China wollen einen Impfstoff innerhalb der nächsten Monate in die klinische Erprobung bringen. Mit neueren Impfstoffplattformen wie der des US-Biotechkonzerns Moderna können Wissenschaftler einen potenziellen Impfstoff in Rekordzeit entwickeln, nur basierend auf der Kenntnis des genetischen Codes des Virus. Mit diesem Code können Wissenschaftler sogar mit der Impfstoffentwicklung beginnen, ohne dass ihnen eine Probe des Virus vorliegt.

Bis es ein Impfstoff aber aus dem Labor bis zu seinem Einsatz schafft, müssen noch einige Hürden überwunden werden. Die Pharmaunternehmen müssen nicht nur ihre Herstellungskapazitäten erweiten und ein Vertriebsnetz ausbauen. In klinischen Studien muss zudem untersucht werden, ob der Impfstoff nicht nur Immunität gegen das Virus verleiht, sondern auch sicher genug ist, um in der allgemeinen Bevölkerung eingesetzt zu werden.

Und ob sich das ganze am Ende noch finanziell für die Pharmaunternehmen lohnt, steht auf einem ganz anderem Blatt. Bis ein wirksamer Impfstoff gefunden sei, könne das Virus schon Geschichte sein, erklärt Morningstar-Analystin Karen Andersen. "Wir sind ohne wirtschaftliche Erwartungen in dieses Thema eingetreten", sagt Paul Stoffels, Forschungschef beim US-Pharmakonzern Johnson & Johnson. "Wir werden sehen, ob es sich am Ende auszahlt."