BERLIN (AFP)--Die Tötung eines Tankstellenkassierers im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein wegen der Maskenpflicht hat in der Politik für entsetzte Reaktionen gesorgt. "Mich erschüttert der furchtbare Mord an einem jungen Mann, der nur darum bat, die geltenden Regeln zu befolgen, umsichtig und solidarisch zu sein", erklärte Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Ihr Mitgefühl gelte seiner Familie.

"Die Radikalisierung des Querdenkermilieus bereitet mir große Sorgen", erklärte Baerbock weiter. Alle seien gefordert, sich gegen den zunehmenden Hass zu stellen. CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak bezeichnete die Tat als "unfassbar". Ein junger Mensch werde nahezu hingerichtet, weil er auf die Maskenpflicht hinweise. Ziemiak bezeichnete dies als "unfassbares Maß an Radikalisierung".

Am Samstagabend war ein 20-Jähriger in der Tankstelle erschossen worden. Nach Angaben der Ermittler vom Montag hatte er den Tatverdächtigen zuvor auf die Einhaltung der Maskenpflicht hingewiesen. Es sei zu einer Diskussion gekommen. Der Mann habe die Tankstelle daraufhin wieder verlassen.

Rund anderthalb Stunden später habe der Tatverdächtige erneut die Tankstelle betreten und dieses Mal eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen. Als er an der Kasse gewesen sei, habe er die Maske heruntergezogen, worauf es erneut einen Wortwechsel gegeben habe. Der Verdächtige habe dann einen Revolver aus der Hosentasche gezogen und einen tödlichen Schuss auf den Kassierer abgegeben.

Anschließend flüchtete der Täter zu Fuß. Eine Großfahndung in der Nacht habe zunächst keine Ergebnisse gebracht, hieß es weiter. Am Sonntagmorgen sei der Verdächtige dann in Begleitung einer Frau vor der Dienststelle der Polizeiinspektion Idar-Oberstein erschienen, wo er von Spezialkräften festgenommen worden sei. In seiner Vernehmung habe der 49-Jährige angegeben, die Corona-Schutzmaßnahmen abzulehnen.

Für den Präsidenten des thüringischen Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, ist die Tat eine Konsequenz rechtsextremistischer Verschwörungsfantasien. "Der kaltblütige Mord an dem Studenten, der als Tankstellenkassierer arbeitete, ist furchtbar, aber für mich keine Überraschung angesichts der steten Eskalation der letzten Wochen", sagte Kramer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Er habe seine Kollegen vor der Eskalation gewarnt. "Bedauerlich ist, dass es immer erst Tote geben muss, bevor die Gefahr ernst genommen wird."

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September 21, 2021 06:48 ET (10:48 GMT)