US-Außenminister Mike Pompeo dringt auf weltweit striktere Börsenvorschriften für chinesische Firmen.

Alle Handelsplätze rund um die Welt sollten sich ein Beispiel an der US-Technologiebörse Nasdaq nehmen, die im Mai entschieden hatte, ihre Regeln zu verschärfen, erklärte Pompeo am späten Donnerstagabend. "US-Investoren sollten nicht versteckten und unangemessenen Risiken von Unternehmen ausgesetzt sein, die sich nicht an die gleichen Regeln wie amerikanische Firmen halten." Die Nachrichtenagentur Reuters hatte im Vorfeld über die Forderungen des US-Chefdiplomaten berichtet.

Die US-Regierung plant auch, US-Investoren vor mutmaßlich betrügerischen Buchhaltungspraktiken von Unternehmen mit Sitz in China zu warnen. "Wir müssen entschlossene, geordnete Maßnahmen ergreifen, um die chinesische Praxis der Missachtung von US-Transparenzanforderungen zu beenden, ohne unsere Investoren und Finanzmärkte negativ zu beeinflussen", schrieb US-Präsident Donald Trump in einem Memorandum. Das verschärfte Vorgehen der Amerikaner gegen chinesische Unternehmen fällt in eine Phase äußerst angespannter politischer und wirtschaftlicher Beziehungen zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt.

Die chinesische Regierung kritisierte den Schritt. Sollten chinesische Firmen zum Rückzug von US-Börsenplätzen gezwungen werden, schade dies den US-Interessen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Er warf der Regierung in Washington voreilige Generalisierungen im Zusammenhang mit den Bilanzierungspraktiken chinesischer Firmen vor.

Die Nasdaq hatte vor ein paar Wochen die Bedingungen für US-Börsengänge chinesischer Unternehmen verschärft, nachdem es beim chinesischen Starbucks-Konkurrenten Luckin Coffee einen Bilanzskandal gegeben hatte. Bei der Kaffeehaus-Kette, die 2019 ihre Aktie an der Nasdaq platziert hatte, bestand ein Großteil der Umsätze offenbar nur auf dem Papier. Daraufhin gab die US-Technologiebörse eine Mindestgröße für Börsengänge vor und will sicherstellen, dass sich die Firmen aus China an internationale Bilanzierungsstandards halten. Viele kleine chinesische Firmen streben einen Börsengang in den USA an, weil ihre Gründer so Anteile versilbern können und dafür Dollar erhalten. Zudem ist es mit dem "Gütesiegel" einer Notierung an der Nasdaq einfacher, an Kredite zu kommen.

Der Online-Spielekonzern NetEase reagierte Insidern zufolge bereits und besorgte sich frisches Geld in Höhe von 2,7 Milliarden Dollar über eine Zweitnotiz in Hongkong. Und die Hongkonger Börse rechnet angesichts der schärferen Börsenregeln in den USA mit guten Geschäften. Ihr Chef Charles Li erwartet, dass 2020 ein "großes Jahr" für "Rückkehrer" aus den US-Märkten wird, und begründete dies mit der "weniger freundlichen" Atmosphäre in den USA.