Wien (awp/sda/apa) - Beim Immobilien- und Handelsunternehmen Signa des Tirolers René Benko ist nicht nur die wichtige Sparte der Bestandsimmobilien, Signa Prime, tief im Minus. Nach Informationen des deutschen Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" verbucht auch die hauseigene Entwicklungsgesellschaft Signa Development hohe Verluste.

Damit sei der Wert des Portfolios insgesamt infolge von Verkäufen und Abwertungen im ersten Halbjahr 2023 von fast 3 auf 2,1 Milliarden Euro (2,0 Milliarden Franken) gesunken, berichtet das Magazin online. Der Signa-Gruppe gehört in der Schweiz die Hälfte der Globus-Gruppe.

Signa hat auf Anfrage der österreichischen Nachrichtenagentur APA bisher keine weitere Stellungnahme abgegeben. Derzeit liefen "sehr verantwortungsvoll geführte Gespräche mit Stakeholdern, die uns zuversichtlich stimmen, gute Lösungen zu finden", hatte ein Signa-Sprecher in einem angefragten Statement zum 2 Milliarden Euro schweren Finanzierungsbedarf bis Mitte 2024 Donnerstagvormittag betont.

Es seien zahlreiche organisatorische, strukturelle und personelle Prozesse in Gang gesetzt worden, die dazu dienten, die Signa-Gruppe zu stützen und nachhaltig sowie auf Dauer zu stabilisieren. Dies umfasse sowohl den Immobilien- als auch den Handelsbereich.

Millionenverlust in der Entwicklungssparte

Im ersten Halbjahr 2023 häufte die Signa Development laut "Spiegel" einen Nettoverlust von fast 150 Millionen Euro an. Das zeige eine Präsentation von Signa für Investoren, die dem Nachrichtenmagazin vorliege.

Vor allem der stark geschrumpfte Wert des Immobilienportfolios setze der Signa-Tochter zu. Das Portfolio der Entwicklungssparte sei demnach um 190 Millionen Euro abgewertet worden. Hinzu komme, dass sie Immobilien verkaufe, um an Geld zu kommen.

An der Development-Sparte halten etwa Autodynast Robert Peugeot, Strabag-Grossaktionär Hans Peter Haselsteiner und die RAG-Stiftung grosse Anteile. Der in der Schweiz wohnhafte Logistikmilliardär und Signa-Prime-Grossaktionär Klaus-Michael Kühne hat jüngst der Development-Sparte das Berliner Büroprojekt Beam abgekauft.

Die Signa Development rutschte laut Magazinbericht bereits 2022 tief ins Minus. Unter dem Strich sei ein Verlust von 317 Millionen Euro gestanden - im Jahr davor war mit der Projektentwicklung von Gebäuden noch ein Gewinn von 281 Millionen Euro erzielt worden.

Tiefere Bewertung der Immobilien

Ein Hauptgrund: Die Immobilien seien um 365 Millionen Euro tiefer bewertet worden. In den Jahren davor hingegen hätten durch steigende Immobilienwerte Gewinne ausgewiesen werden können.

Die Ratingagentur Fitch hatte kürzlich vor dem Risiko gewarnt, dass Signa Finanzmittel der Development-Tochter in andere Teile des Konzerns weitergeleitet haben könnte. Nicht zuletzt weil die Barmittel der Signa-Tochter im ersten Halbjahr von 125 Millionen auf nur noch 32 Millionen zusammengeschrumpft waren, stufte Fitch das Rating für die Development auf "hochriskant" herab.

Aufgrund der knappen Liquidität sei der Plan einkassiert worden, Anleihen im zweiten Halbjahr 2023 zurückzukaufen, machte Signas Geschäftsleitung laut der Investorenpräsentation weiter klar. Der Projektentwickler hatte 300 Millionen Euro per Anleihe am Kapitalmarkt aufgenommen.

Schlüsselelemente seien nun "Transparenz und die Validierung durch Dritte", habe die Unternehmensführung betont. Gerade der fehlende Durchblick in den verschachtelten Strukturen des Signa-Konzerns hätte Investoren zuletzt skeptisch werden lassen.

ls/tv