Frankfurt (Reuters) - In Erwartung von Hinweisen auf die künftige Zinspolitik der US-Notenbank Fed haben Anleger an den europäischen Börsen die Füße still gehalten.

Der deutsche Leitindex Dax schloss am Dienstag 0,2 Prozent tiefer bei 15.320,88 Punkten. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx, lag kaum verändert bei 4204,21 Zählern. Auch an der Wall Street waren die Anleger auf der Hut.

Angesichts der abflauenden Inflation hatte die Fed nach einer Serie relativ großer Zinsschritte den Leitzins zuletzt nur noch um einen Viertel-Prozentpunkt erhöht. Allerdings hatte Powell vergangene Woche bekräftigt, dass fortlaufende Zinsanhebungen angemessen seien, um die Inflation zur Zielmarke von zwei Prozent zurückzubewegen.

"VORLÄUFER DER REZESSION"

Auf die Stimmung drückten auch schwache Konjunkturdaten. Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion am Ende des vergangenen Jahres überraschend stark gedrosselt. "Es sind Ausläufer der vielbeschworenen Rezession", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel.

An den Rohstoffmärkten trieb unterdessen die Furcht vor einem knapperen Angebot nach der Schließung eines wichtigen Exportterminals wegen des schweren Erdbebens in der Türkei den Ölpreis an. Rohöl der Nordsee-Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verteuerten sich um 2,5 und 3,2 Prozent auf 83,03 und 76,47 Dollar pro Barrel. Preistreiber war auch die Aussicht auf eine anziehende Nachfrage in China.

Unterdessen sorgte das verheerende Erdbeben an der Grenze zwischen Syrien und der Türkei auch an der Istanbuler Börse für schwere Kursverluste. Der Index Bist-100 brach um mehr als acht Prozent ein, nachdem er am Montag bereits fünf Prozent eingebüßt hatte. Der Handel wurde wegen der starken Verluste zeitweise unterbrochen.

EUROPAS GRÖßTE LABORKETTE SYNLAB AUF TALFAHRT

Bei den Einzelwerten geriet der Energietechnik-Konzern Siemens Energy nach Zahlen unter Druck. Die Titel gaben bis zu 4,9 Prozent nach und gehörten damit zu den größten Dax-Verlierern des Handelstags. Vor allem eine geplante Kapitalmaßnahme von bis zu 1,5 Milliarden Euro stieß sauer auf.

Im freien Fall befanden sich die Titel von Europas größter Laborkette Synlab, die in der Spitze um 25 Prozent einbrachen. Anleger nahmen angesichts der düsteren Aussichten nach dem durch die Corona-Pandemie getriebenen Boom Reißaus. Auch der Chiphersteller Nordic Semiconductor setzte seine Aktien mit einem Minus von knapp 19 Prozent auf Talfahrt. Hintergrund sind unter den Markterwartung gebliebene Zahlen sowie eine Senkung der Umsatzprognose.

Dagegen jubelten die BP-Aktionäre über einen Rekordgewinn dank der nach oben geschossenen Energiepreise und eine höhere Dividende. Die Titel des britischen Energiekonzerns verteuerten sich in London um 7,6 Prozent und erreichten damit ein Drei-Jahres-Hoch. "Die Ergebnisse sind wirklich großartig", sagte Neil Wilson, Analyst vom Online-Broker Markets.com.

(Bericht von Nette Nöstlinger und Stefanie Geiger, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)