Berlin (Reuters) - Die Unternehmen in Deutschland haben ihre Produktion im Oktober überraschend den zweiten Monat in Folge gedrosselt.

Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,0 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einem Wachstum von 1,2 Prozent gerechnet, nach einem Rückgang von 2,0 Prozent im September und einem Plus von 2,6 Prozent im August.

"Damit befindet sich die Industriekonjunktur weiterhin im Abschwung", kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium die Entwicklung. Im weniger schwankenden Dreimonatsvergleich schrumpfte die Produktion von August bis Oktober um 0,4 Prozent im Vergleich zu den drei Monaten zuvor. Die Industrie hatte zuletzt auch beim Neugeschäft einen Rückschlag erlitten: Die Aufträge fielen im Oktober um 1,5 Prozent niedriger aus als im Vormonat. Dies spreche "derzeit nicht für eine nachhaltige konjunkturelle Trendwende in der deutschen Industrie", so das Ministerium.

Das sehen auch Ökonomen so. "Die deutsche Wirtschaft dürfte im Winterhalbjahr bestenfalls stagnieren", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer zum schwachen Einstieg ins vierte Quartal. "Auch danach ist wegen der tiefen Strukturkrise vor allem bei den Autobauern und ihren Zulieferern nicht mit einer kräftigen Belebung zu rechnen." Für 2025 sei nur mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von mageren 0,2 Prozent zu rechnen.

Die Industrie allein senkte ihre Produktion von September auf Oktober um 0,3 Prozent. Hier wirkte sich vor allem der Rückgang in der kriselnden Autobranche von 1,9 Prozent negativ aus, während auch die Maschinenbauer (-1,1 Prozent) und die Chemiebranche (-1,4 Prozent) kein Wachstum schafften. Im Energiesektor verringerte sich die Erzeugung mit 8,9 Prozent noch deutlicher. Im schwächelnden Baugewerbe stagnierte die Produktion.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)