FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Talfahrt des Dax geht weiter. Der anhaltende Absturz der Ölpreise unter die 30-Dollar-Marke "zwingt die Aktienmärkte weltweit in die Knie", schrieb Analyst Jasper Lawler vom Broker CMC Markets am Freitag. Zudem nährte eine Reihe unerwartet schlecht ausgefallener Daten aus der US-Wirtschaft die Sorge über die weltweite Konjunkturentwicklung. Dazu drückten die einmal mehr schwachen chinesischen Börsen und der Anstieg des Euro , der Produkte europäischer Unternehmen außerhalb der Eurozone verteuert, auf die Stimmung.

Der Dax schloss mit einem Kursrutsch von 2,54 Prozent bei 9545,27 Punkten und damit so tief wie zuletzt Anfang Oktober. Auf Wochensicht büßte der deutsche Leitindex damit gut 3 Prozent ein, und seit Jahresbeginn beläuft sich der Verlust schon auf mehr als 11 Prozent. Von den letztjährigen Tiefs im Sommer und Herbst ist der Dax nicht mehr weit entfernt.

AUCH ANDERE INDIZES SACKEN AB

Der MDax der mittelgroßen Aktienwerte büßte am Freitag 2,63 Prozent auf 18 789,76 Punkte ein. Für den Technologiewerte-Index TecDax ging es um 3,49 Prozent auf 1614,25 Punkte abwärts.

Beim Leitindex der Eurozone, dem EuroStoxx 50 , zeigten die Kurstafeln am Ende ein Minus von 2,37 Prozent auf 2952,48 Punkte an. Die Leitindizes in Paris und London gaben ähnlich stark nach. In New York verlor der US-Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss über 2 Prozent.

DIALOG SEMICONDUCTOR AN TECDAX-SPITZE: BLÄST ATMEL-KAUF AB

Das Gesprächsthema des Tages lieferte Dialog Semiconductor . Der Chiphersteller und Apple-Zulieferer strich im Bieterstreit um den US-Rivalen Atmel die Segel, was ihm in der Spitze Kursgewinne von mehr als 9 Prozent bescherte. Das Minus von 0,17 Prozent auf 26,995 Euro zum Handelsende reichte immer noch für den Spitzenplatz im TecDax.

Bereits am Mittwoch war die Nachricht, dass Atmel die Offerte von Microchip Technology als attraktiver einstuft, zeitweise mit Kursen von 30 Euro gefeiert worden. Börsianer und Analysten hatten sich seit Bekanntwerden der Übernahmepläne gesorgt, dass Atmel für Dialog zu teuer sein könnte.

ALLE DAX-WERTE IM MINUS

Im Dax gehörten die 2015 arg gebeutelten Versorger zu den größten Verlierern. So fielen RWE und Eon um jeweils mehr als 4 Prozent. Die beiden Unternehmen leiden unter der Energiewende in Deutschland, insbesondere unter den Sorgen um die Atom-Altlasten.

Die Papiere des Salz- und Düngemittelkonzerns K+S büßten ihre kompletten Vortagesgewinne ein und sackten um 3,69 Prozent ab. Auch alle anderen Dax-Werte lagen im Minus.

SALZGITTER UND BRENNTAG UNTER DRUCK

Die Papiere von Salzgitter fielen am MDax-Ende um 6,73 Prozent. Deutschlands zweitgrößter Stahlkonzern rechnet nach einem Urteil des Bundesfinanzhofs mit Belastungen in Millionenhöhe. Grund sind Änderungen der steuerlichen Behandlung von Dividendenerträgen bei Wertpapierleihen.

Die Anteilsscheine des Chemikalienhändlers Brenntag wurden ebenfalls gemieden und sackten um 5,90 Prozent ab. Analystin Sylvia Foteva von der Deutschen Bank hatte zuvor ihre Kaufempfehlung für die Papiere gestrichen und ihr Kursziel deutlich zurückgeschraubt. Das Wachstum in den USA bleibe ein Sorgenfaktor, schrieb die Expertin.

Am deutschen Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere bei 0,37 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,03 Prozent auf 140,35 Punkte. Der Bund-Future rückte um 0,34 Prozent auf 160,30 Punkte vor. Der Euro stieg auf 1,0969 US-Dollar. Zuvor hatte die Europäische Zentralbank den Referenzkurs auf 1,0914 (Donnerstag: 1,0893) US-Dollar festgesetzt; der Dollar kostete damit 0,9163 (0,9180) Euro./gl/men

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---