"In der zweiten Jahreshälfte ist aufgrund eines Basiseffektes wegen der temporären Senkung der Umsatzsteuersätze ein Jahr zuvor sogar mit Raten um die drei Prozent zu rechnen", heißt es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums. Im Mai war die Teuerungsrate vor allem wegen höherer Energiekosten auf 2,5 Prozent gestiegen, den höchsten Stand seit annähernd zehn Jahren. Auch 89 Prozent der Sparer gehen davon aus, dass die Preise in der zweiten Jahreshälfte steigen werden, wie aus der repräsentativen Umfrage unter 500 Finanzentscheidern in privaten Haushalten im Auftrag von Union Investment hervorgeht. Zwar glaubt die Mehrzahl (66 Prozent), dass sich dies nur leicht bemerkbar machen werde. "Der Anteil derer, der mit stark steigenden Preisen rechnet, erreicht mit 23 Prozent jedoch im Vergleich zu den Vorjahren ein neues Maximum", hieß es.

Allerdings dürfte der Preisdruck im kommenden Jahr wieder nachlassen, sind sich Regierung und Experten einig. "Eine nachhaltige Erhöhung der Teuerungsrate ist aus heutiger Sicht nicht zu erwarten, denn aktuell sind keine Anzeichen einer Lohn-Preis-Spirale zu beobachten, die zu dauerhaft hoher Inflation führen kann", so das Ministerium. Eine solche Spirale kommt in Gang, wenn Gewerkschaften wegen höherer Preise kräftige Lohnerhöhungen durchsetzen, die wiederum die Unternehmen auf ihre Verkaufspreise aufschlagen könnten. "Das Ende der Corona-Pandemie ist in Sicht, die damit einhergehenden Lockerungen beflügeln die Konjunktur und sorgen für erhöhten Preisdruck", sagte der Geschäftsführer bei Union Investment, Giovanni Gay. "Diese Sondereffekte dürften 2022 allerdings wieder nachlassen." Die Inflationsrate werde dann auf ein "moderates Niveau" sinken.

Das Wirtschaftsministerium verbreitete zugleich Konjunkturoptimismus. Für das zu Ende gehende zweite Quartal zeichne sich "eine spürbare Erholung der wirtschaftlichen Aktivität ab", nachdem das Bruttoinlandsprodukt zu Jahresbeginn wegen der dritten Corona-Welle noch um 1,8 Prozent geschrumpft war. "Angesichts des Impffortschritts und der damit einhergehenden rückläufigen Infektionszahlen dürfte die Konjunktur im weiteren Jahresverlauf verstärkt an Fahrt aufnehmen", heißt es im Monatsbericht. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hält für dieses Jahr ein Wachstum von 3,5 bis 4,0 Prozent für möglich. 2020 war Europas größte Volkswirtschaft wegen der Corona-Krise um fast fünf Prozent eingebrochen.