Zürich (awp) - Die Erholung der Schweizer Exportwirtschaft von der Coronakrise ist ins Stocken geraten. Es gibt aber Lichtblicke.

Konkret nahmen die Exporte im Oktober gegenüber September saisonbereinigt um 0,4 Prozent auf 17,80 Milliarden Franken ab, wie den Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) vom Donnerstag zu entnehmen ist.

Schon im Vormonat hatten sich die Exporte leicht zurückgebildet, nachdem sie sich davor während dreier Monate zum Teil fulminant vom Corona-Einbruch erholt hatten.

Die aktuellen Werte sind nach wie vor weit von jenen der Vor-Corona-Zeit entfernt. So hatte die Schweizer Exportwirtschaft davor zum Teil pro Monat Waren im Wert von über 20 Milliarden Franken ins Ausland abgesetzt. Als die Krise eskalierte, sanken die Ausfuhren dann auf gut 16 Milliarden Franken.

Coronakrise schadet Pharmaindustrie

Der Hauptgrund für den aktuellen Rückgang sind abnehmende Exporte chemisch-pharmazeutischer Produkte (-1,8%). Der Rückgang in dieser Kategorie ist von grosser Bedeutung, weil sie mehr als die Hälfte zu den Gesamtausfuhren beisteuert. Bekanntlich sind die Pharmaexporte wegen Produktionszyklen und Chargenabrufen aus dem Ausland grossen Schwankungen unterworfen.

Aber auch die Coronakrise dürfte einen Effekt gehabt haben, wie es beim Branchenverband Scienceindustrie auf Anfrage hiess. Denn im Berichtsmonat gingen insbesondere die Verkäufe von Medikamenten ins Ausland stark zurück (-13,3%). "Wegen der Pandemie werden viele Krankheiten gar nicht erst diagnostiziert und somit auch nicht behandelt", sagt Scienceindustries-Sprecher Marcel Sennhauser der Nachrichtenagentur AWP.

Dieser Rückgang werde allerdings teilweise kompensiert durch eine steigende Nachfrage nach immunologischen und pharmazeutischen Wirkstoffen, welche auch im Kampf gegen Corona zum Einsatz kämen.

Ohne Pharma und Chemie im Plus

Werden die chemisch-pharmazeutischen Produkte aus der Statistik herausgerechnet, zeigt die Exportstatistik ein anderes Bild: Es hätte ein Plus von gut 1 Prozent resultiert.

So nahmen die Werte der exportierten Maschinen (+3,0%) und von Produkten der Elektroindustrie (+1,9%) deutlich zu und sorgten somit für Lichtblicke. Auch die Metallindustrie (+4,0%) vermeldete ein Exportwachstum.

Leichte Erholung bei den Uhren

Dies galt auch für die Uhrenindustrie, welche die Auslandsverkäufe gegenüber dem Vormonat September um 4,1 Prozent steigern konnte. Die "Uhrenkrise" ist trotzdem nicht überstanden. Denn im Vergleich zum Vorjahresmonat waren die Exporte der Branche nach wie vor tiefer (-7,1%).

Das ist gegenüber dem September und August immerhin eine Verbesserung, hatten damals noch Einbrüche gegenüber dem Vorjahresmonat von jeweils 12 Prozent resultiert. Noch drastischer war der Einbruch in den Monaten davor gewesen. Und auf dem Höhepunkt der Coronakrise waren die Ausfuhren sogar um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Branchenexperten bewerten die Oktoberzahlen denn auch in der Tendenz als positive Überraschung.

Importe noch stärker rückläufig

Die gesamten Importe gingen im Oktober noch etwas stärker zurück als die Exporte. Sie nahmen um 3,3 Prozent auf 14,93 Milliarden Franken ab. Für die Handelsbilanz ergibt dies einen Überschuss von 2,87 Milliarden Franken.

Auch für den Rückgang bei den Importen waren laut den Angaben der Zollverwaltung die stark gesunkenen Bezüge von chemisch-pharmazeutischen Produkten hauptverantwortlich.

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