Dieser Schritt markiert eine deutliche Abkehr von früheren Ankündigungen, die 90 Handelsabkommen in 90 Tagen versprachen. Stattdessen hat Trump offenbar eingesehen, dass es wenig sinnvoll ist, mit mehr als 170 Ländern einzeln zu feilschen, und sich für ein einseitiges Vorgehen entschieden. „Wie viele Deals kann man schon abschließen?“, fragte er rhetorisch.

Der Kurswechsel deutet auf die Erkenntnis hin, dass detaillierte Handelsabkommen von Natur aus langwierig und von innen- wie außenpolitischem Widerstand geprägt sind. Anstatt sich in zähe Verhandlungen zu verstricken, setzt der Präsident nun einfach Zölle fest – häufig in einer Spanne von 20 bis 30 Prozent – und überlässt es den betroffenen Staaten, darauf zu reagieren… oder eben nicht. Einige Ausnahmen soll es geben: So sieht ein frisch vereinbartes Abkommen mit Vietnam vor, die US-Zölle auf vietnamesische Waren von zuvor angedrohten 46 Prozent auf 20 Prozent zu senken. Im Gegenzug erhalten amerikanische Exporte zollfreien Zugang.

Finanzminister Scott Bessent erläuterte die neue Strategie näher: Rund 100 Länder würden voraussichtlich einem einheitlichen Gegenzollsatz von 10 Prozent unterliegen. Das liegt unter der ursprünglich vorgesehenen Zahl von 123 Jurisdiktionen – eine Liste, die auch geopolitische Randnotizen wie die Heard- und McDonald-Inseln umfasste. Dennoch rechnet Bessent mit einer „Flut“ von Abkommen bis zur Deadline am 9. Juli, wenn die Zölle drastisch ansteigen könnten.

Auch große Volkswirtschaften bleiben nicht verschont: Europa sieht sich einem Satz von 20 Prozent gegenüber, Indien 26 Prozent, Japan 24 Prozent. Wer sich weigert, mit Washington zu verhandeln, muss mit noch höheren Strafzöllen rechnen – etwa Lesotho mit 50 Prozent, Madagaskar mit 47 Prozent und Thailand mit 36 Prozent.

Großbritannien hingegen ist eine seltene Ausnahme gelungener Verhandlungen: London sicherte sich bereits im Mai einen auf 10 Prozent gedeckelten Satz und branchenspezifische Ausnahmen.