Der Traum des japanischen Großunternehmers Masayoshi Son vom Aufbau eines globalen Technologieimperiums platzt gerade.

Mit großem Tamtam hatte der Gründer des weitverzweigten Softbank-Konzerns den 100 Milliarden Dollar schweren Vision Fund aufgebaut, der riesige Summen in Firmen wie den Mitfahrdienst Uber oder den Bürovermieter WeWork gesteckt hat. Nun trifft die Corona-Krise den weltgrößten Technologiefonds mit voller Wucht.

Schon vor der Pandemie hatte das Desaster um den gescheiterten Börsengang von WeWork am Nimbus von Son gekratzt. Inzwischen leidet mehr als die Hälfte der Beteiligungen, in die der Fonds seine Milliarden gesteckt hat, an den Folgen der Corona-Krise oder kämpfte bereits davor mit Problemen, wie eine Reuters-Analyse ergab. Sechs Startups haben ihre Börsenpläne auf das nächste Jahr verschoben, Mitfahrdienste wie Uber berichten über dramatisch eingebrochene Fahrgastzahlen.

Schon im vergangenen Geschäftsjahr, das Ende März abgeschlossen wurde, häufte der Fonds einen Verlust von 17 Milliarden Dollar an. Teuer zu stehen kam ihn unter anderem WeWork. Die Firma musste mit Milliarden vor dem Aus gerettet werden. "Der Vision Fund ist ein Schlamassel. Es war eine Organisation, die mit zu viel Geld herumgeworfen hat, ohne genügend Sorgfalt walten zu lassen", sagt Joe Bauernfreund, Chef des Softbank-Aktionärs Asset Value Investors.

43 MILLIARDEN DOLLAR STECKEN IN STARK BETROFFENEN BRANCHEN

Die schmerzhaften Auswirkungen der Coronavirus spüren insbesondere die Verkehrs- und Immobiliensektoren, in die der Vision Fund 43 Milliarden Dollar investiert hat. Dazu gehören die Car-Sharing-Firma Getaround und die Immobilienmakler OpenDoor und Compass. Zudem zählen zum Portfolio vier größere Mitfahrdienste, die die behördlichen Ausgangsbeschränkungen hart treffen. Die indische Ola beispielsweise hat ihren Dienst in Städten in Großbritannien, Australien und Neuseeland eingestellt, wie drei mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten. Softbank und Ola lehnten eine Stellungnahme ab.

Uber, deren Aktie 40 Prozent unter dem Ausgabepreis beim Börsengang 2019 notiert, hat vergangenen Monat erklärt, genügend Geld zu haben, um die Krise zu überstehen. Mindestens sechs Firmen aus dem Softbank-Imperium wie etwa der US-Essenslieferdienst DoorDash haben ihre Börsenpläne wegen der Corona-Krise auf die lange Bank geschoben, wie die drei Insider sagten. DoorDash lehnte eine Stellungnahme ab.

VERSCHOBENE BÖRSENGÄNGE ERHÖHEN DRUCK AUF FONDS

Die verschobenen Börsenpläne sind ein herber Schlag für den Vision Funds, der auf frisches Geld aus den Emissionen angewiesen ist. Schließlich zahlt er Dividenden an Investoren wie den Staatsfonds Public Investment Fund (PIF) aus Saudi-Arabien und Mubadala aus Abu Dhabi - ein ungewöhnliches Arrangement für einen solchen Fonds. PIF und Mubadala hätten in den vergangenen Wochen Zweifel geäußert, ob der Fonds ihnen die zugesagten Dividenden zahlen kann. Ein Mubadala-Sprecher sagte, als langfristiger Investor diskutiere man mit Softbank, wie man die Rendite des Fonds optimieren könne. PIF lehnte eine Stellungnahme ab.

Den Selfmade-Milliardär Son, der mit seinem frühen Investment in den chinesischen Amazon-Rivalen Alibaba noch ein glückliches Händchen bewiesen hatte, scheint das Glück verlassen zu haben. Der Japaner gehörte im Jahr 2000 zu den ersten Investoren bei Alibaba und steckte 20 Millionen Dollar in das Unternehmen. Inzwischen ist der Anteil mehr als 100 Milliarden Dollar wert. Nach den teuren Fehlschlägen braucht Softbank frisches Geld und könnte zumindest einen Teil des Alibaba-Anteils versilbern.

Schon vor der Corona-Krise taten sich viele Startups aus dem Softbank-Reich schwer, einen Weg in die schwarzen Zahlen aufzuzeigen. Die wirtschaftlichen Folgen für die Beteiligungen des Fonds seien weit größer als beim Ausbruch des Coronavirus erwartet, gestand ein Vision-Fund-Partner ein, der nicht genannt werden wollte.

"Im November gab SoftBank an, dass etwa 15 der Vision-Fonds-Beteiligungen wahrscheinlich Pleite gehen würden. Offensichtlich hat sich die Welt seit November verändert", sagte Analyst Chris Lane von Sanford C. Bernstein. "Ich wäre nicht überrascht, wenn letztlich rund 30 von ihnen Pleite gingen."