Drohende zusätzliche Belastungen für die Weltwirtschaft inmitten der Corona-Krise schicken Europas Börsen auf Talfahrt.

"US-Präsident Donald Trump droht China mit Strafzöllen", sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. "Er macht die Regierung in Peking für die Coronavirus-Pandemie verantwortlich." Dax und EuroStoxx50 fielen am Montag um 3,6 beziehungsweise 3,9 Prozent auf 10.466,80 und 2812,45 Punkte. Die US-Börsen bewegten sich nach dem Kursrutsch vom Freitag kaum.

"Investoren realisieren, dass die Rally vom April auf überzogenem Optimismus über das Ende der Krise beruhte", sagte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades. Er halte es zwar für unwahrscheinlich, dass die Kurse auf ihre Tiefs vom März zurückfielen. Dennoch müsse mit deutlichen Verlusten gerechnet werden. Im April hatte der breit gefasste europäische Index Stoxx600 mit einem Plus von insgesamt 6,2 Prozent den größten Monatsgewinn seit viereinhalb Jahren verbucht.

ÖLPREIS UNTER DRUCK - "SICHERE HÄFEN" GEFRAGT

Wegen der handelspolitischen Spannungen zogen die Volatilitätsindizes VDax und VStoxx, die die Nervosität der Anleger messen, um etwa 16 beziehungsweise 20 Prozent an. Die Verunsicherung spiegelte sich auch im Ölpreis wider. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um bis zu 3,6 Prozent auf 25,50 Dollar je Barrel (159 Liter).

Daher flüchteten einige Investoren in die Weltleitwährung. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, gewann 0,5 Prozent. Im Gegenzug verbilligte sich der Euro um 0,8 Prozent auf 1,0899 Dollar. Angeheizt wurde die Flucht in den Dollar von den jüngsten US-Konjunkturdaten: Die US-Industrie sammelte im März zehn Prozent weniger Aufträge ein; das ist etwa so viel wie Ökonomen befürchtet hatten.

Gefragt war auch die "Antikrisen-Währung" Gold, die sich um bis zu 0,7 Prozent auf 1711,74 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) verteuerte. Die Aufwertung der US-Währung bremse den Kursanstieg allerdings, weil sie das Edelmetall für Anleger außerhalb der USA verteuere, sagten Börsianer.

AUSVERKAUF BEI THYSSENKRUPP UND KLÖCO

Zu den größten Verlierern am deutschen Aktienmarkt zählte Thyssenkrupp. Die Einbußen durch die Coronavirus-Krise zehrten Einnahmen aus dem milliardenschweren Verkauf der Aufzugssparte auf, warnte der Stahlkonzern. Weitere Finanzspritzen könnten notwendig werden. Die Aktie brach um 14,3 Prozent auf 5,21 Euro ein.

Die Papiere von Klöckner & Co. (KlöCo) verbilligten sich um 13 Prozent auf 3,40 Euro. Die Warnung vor einem operativen Verlust im laufenden Quartal sei eine Überraschung, sagt ein Börsianer. Außerdem verdiente der Stahlhändler zum Jahresauftakt weniger als erhofft.

Die Titel von Norwegian Air verbuchten mit einem Plus von zeitweise knapp 50 Prozent den größten Kurssprung in der Geschichte der Fluggesellschaft. Zuvor hatten die Aktionäre den Rettungsplan für den norwegischen Billig-Flieger abgenickt. Die Aktien der US-Fluggesellschaften Delta, American, United und Southwest Airlines verloren dagegen im bis zu 15 Prozent. Börsenlegende Warren Buffett hatte am Wochenende den Ausstieg aus diesen Werten bekanntgegeben.