Frankfurt/Berlin (Reuters) - Die Sparkassen wollen ihren Immobilienfinanzierer Berlin Hyp innerhalb des öffentlich-rechtlichen Bankensektors verkaufen.

Das Vorhaben weckt in der Branche Spekulationen über ein von den Sparkassen geplantes Spitzeninstitut. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) prüfe, die Holdinggesellschaft Landesbank Berlin, zu der die Berlin Hyp gehört, aus Kostengründen aufzulösen, sagte ein DSGV-Sprecher am Dienstag. Man sondiere das Interesse an der Immobilienbank im eigenen Lager. Auch eine Eigenständigkeit der Rivalin der Aareal-Bank sei eine Option.

An einen privaten Investor will der DSGV die Berlin Hyp nicht veräußern. Die auf Gewerbefinanzierungen spezialisierte Bank solle innerhalb der öffentlich-rechtlichen Finanzgruppe bleiben, sagte der Sprecher. Die ebenfalls zur Holding gehörende Berliner Sparkasse - nach Kunden Deutschlands größte Sparkasse - beträfen die Verkaufspläne nicht.

Bloomberg hatte berichtet, für die Berlin Hyp lägen bereits Angebote von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) in Höhe von etwa einer halben Milliarde Euro vor. LBBW, Helaba und DSGV wollten sich dazu nicht äußern.

Im Sparkassen-Lager hieß es, die Europäische Zentralbank (EZB) habe darauf gepocht, dass die Holding ihre beiden Töchter stringenter führen müsse. Der dafür nötige Kapazitätsaufbau hätte einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet. Deshalb habe man sich entschieden, die Holdingstruktur aufzulösen.

OST-SPARKASSEN WOLLEN SPITZENINSTITUT OHNE LÄNDER BAUEN

Mit einem Verkauf der Berlin Hyp im eigenen Lager könnte die Konsolidierung im Landesbankensektor Fahrt aufnehmen. DSGV-Präsident Helmut Schleweis trommelt seit Jahren für ein Spitzeninstitut im öffentlich-rechtlichen Finanzsektor, stößt damit aber auch in den eigenen Reihen auf Widerstand.

Für die ostdeutschen Sparkassen ist die Berlin Hyp beim Aufbau einer Dachgesellschaft nicht unbedingt notwendig. "Für die Bildung eines Zentralinstituts wäre es nicht so bedeutend", sagte der Präsident des Dachverbands OSV, Michael Ermrich. Er bekräftige seine Position, dass sich die Länder aus einem Spitzeninstitut heraushalten sollten. "Wir sind der Meinung, dass in einem Zentralinstitut der Sparkassen die Länder nichts zu suchen haben." Diese hätten eigene Interessen und machten bei Landesbanken auch "gewisse Strukturpolitik".

Vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatten der Sparkassen-Fondsdienstleister Deka und die Helaba eine Fusion ausgelotet. Dies sollte ein Nukleus für ein Sparkassen-Zentralinstitut sein, an dem sich andere Landesbanken beteiligen könnten. Die Gespräche wurden wegen der Pandemie auf Eis gelegt. Im Sektor der Volks- und Raiffeisenbanken gibt es seit der Fusion von WGZ Bank und DZ Bank vor fünf Jahren nur noch ein Spitzeninstitut.