Frankfurt (Reuters) - Sprudelnde Firmengewinne und die Aussicht auf eine anhaltende Geldflut der US-Notenbank (Fed) locken Anleger an die europäischen Börsen.

Dax und EuroStoxx50 legten am Donnerstag jeweils etwa ein halbes Prozent auf 15.640,47 beziehungsweise 4119,03 Punkte zu. Der breit gefasste Stoxx600 gewann ähnlich stark und markierte mit 464,31 Zählern zeitweise sogar ein Rekordhoch. Gleiches galt für die US-Indizes Dow Jones und S&P 500, die auf bis zu 35.155,18 beziehungsweise 4429,27 Stellen stiegen.

Fed-Chef Jerome Powell zufolge spielt sein Haus zwar eine Drosselung der Wertpapierkäufe durch. Die "substanziellen Fortschritte" am Arbeitsmarkt seien aber noch zu weit entfernt, um mit dem sogenannten Tapering zu beginnen. "Für Investoren sind das gute Nachrichten", sagte Johannes Mayr, Chef-Volkswirt des Vermögensverwalters Eyb & Wallwitz. Da sich die konjunkturelle Erholung abschwäche, wachse für die Börsen die Bedeutung des Rückenwinds durch die Geldpolitik.

Powell habe keine Überraschungen geliefert, kommentierte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus Activtrades. Er habe allerdings diejenigen enttäuscht, die auf klarere Signale für einen geldpolitischen Richtungswechsel gehofft hatten. Dies drückte den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zeitweise auf ein Vier-Wochen-Tief von 91,871 Punkten. Dadurch wurde Gold für Investoren außerhalb der USA attraktiver, weshalb sich das Edelmetall um 1,3 Prozent auf 1830 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) verteuerte.

RENTOKIL UND FORD NACH ZAHLEN IM PLUS

Am Aktienmarkt legten Anleger sich unter anderem Papiere von Rentokil ins Depot. Sie stiegen in London um knapp sieben Prozent. Der Kammerjäger habe dank gestiegener Gewinnmargen einen überraschend hohen Vorsteuergewinn von umgerechnet 228 Millionen Euro gemacht, lobte Analyst James Winckler von der Investmentbank Jefferies.

An der Wall Street gehört Ford mit einem Kursplus von 3,6 Prozent zu den Favoriten. Auf Basis überraschend starker Quartalsergebnisse hob der Autobauer seine Gesamtjahresziele an. Das Unternehmen gehe mit dem allgemeinen Chip-Engpass besser um als noch vor einigen Monaten, lobte Analyst David Whiston vom Research-Haus Morningstar. Außerdem könne es dank seiner Preissetzungsmacht den schwächelnden Absatz ausgleichen.

In Deutschland rückte am Nachmittag Bayer ins Rampenlicht. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern stellte wegen Prozessrisiken um den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat weitere 4,5 Milliarden Dollar zurück. Den Kursanstieg der Aktie bremste dies aber nur leicht. Sie schloss 1,3 Prozent im Plus.

GUT, ABER NICHT GUT GENUG

Nicht alle Unternehmen konnten Umsatz- und Gewinnsprünge in Kursgewinne ummünzen. Gut sei für Anleger manchmal nicht gut genug, sagte Aktienhändler Keith Temperton vom Brokerhaus Forte Securities. "Sie wollen durch die Bank Zahlen über Markterwartungen sehen und nicht nur in einigen Bereichen."

Aus diesem Grund rutschten die Titel von Smith & Nephew trotz eines fast verdreifachten Gewinns um sechs Prozent ab. Börsianer monierten das schwächelnde Geschäft mit künstlichen Hüft- und Kniegelenken bei der britischen Medizintechnik-Firma.

Abwärts ging es auch für die Papiere von Anheuser-Busch, die sich in Brüssel um ebenfalls sechs Prozent verbilligten. Der Umsatz des Brauereikonzerns habe die Erwartungen zwar übertroffen, der Überschuss sei aber dahinter zurückgeblieben, sagten Analysten. Vor allem die operative Gewinnmarge enttäusche.