Die Preise für Waren und Dienstleistungen kletterten im Dezember um durchschnittlich 5,3 Prozent zum Vorjahresmonat und damit so stark wie seit 1992 nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch bestätigte. Im November lag die Teuerungsrate noch bei 5,2 Prozent. Viele Experten gehen davon aus, dass der Inflations-Gipfel damit erreicht ist. Allerdings müssen sich Verbraucher wie Unternehmen auf anhaltende Preiserhöhungen einstellen. "Die Inflation erfasst global immer mehr Gütergruppen" sagte Volkswirt Holger Brauer von Nomura Asset Management. "Gleichzeitig scheint sich eine Normalisierung immer weiter in die Zukunft zu verlagern."

Das Barometer für Preiserwartungen fiel im Dezember kaum und blieb damit nur minimal unter dem Rekordstand vom November, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner Umfrage mitteilte. Dabei wurden Firmen nach ihren Plänen für Preiserhöhungen in den kommenden drei Monaten befragt. "Das wird bis auf die Verbraucherpreise durchschlagen", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. "Die Inflation wird im Verlauf dieses Jahres nur langsam zurückgehen."

RISIKO ENERGIEPREISE DURCH KONFLIKT RUSSLAND/UKRAINE

In den kommenden Monaten dürfte die Teuerungsrate über vier Prozent liegen und sich erst gegen Ende 2022 allmählich der Zwei-Prozent-Marke nähern, erwartet das Ifo-Institut. Für das Gesamtjahr sei mit einer Rate von etwa dreieinhalb Prozent zu rechnen, nach 3,1 Prozent im abgelaufenen Jahr. "Risiken für die Inflation bleiben allerdings ein neuer Energiepreisschock, der sich etwa aus einer Zuspitzung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine ergeben könnte", warnte Sebastian Dullien vom gewerkschaftsnahen IMK-Institut.

Die Energiepreise zogen im Dezember um 18,3 Prozent an. "Hier wirkten sich zusätzlich die CO2-Bepreisung und die Rohstoffpreisentwicklung aus", erklärten die Statistiker. Leichtes Heizöl verteuerte sich mit 61,0 Prozent besonders stark, ebenso Kraftstoffe mit 33,8 Prozent. Nahrungsmittel kosteten im Schnitt 6,0 Prozent mehr. "Teurer wurde vor allem Gemüse", hieß es. Dafür wurden 9,9 Prozent mehr verlangt als im Dezember 2020. Bei Bekleidung und Schuhen lag das Plus bei 5,5 Prozent, während Nettokaltmieten um 1,5 Prozent zulegten.

Für Januar erwarten die meisten Fachleute einen Rückgang - auch wegen eines Statistikeffekts. Denn die Preise werden dann nicht mehr mit jenen aus dem zweiten Halbjahr 2020 verglichen, als die Mehrwertsteuer wegen der Corona-Krise zeitweise von 19 auf 16 Prozent gesenkt wurde. Einige Experten sehen die Gefahr, dass die Inflation auch in Europa ein hartnäckiges Problem wird. Das würde die Europäische Zentralbank (EZB) unter Druck setzen, die eine Teuerungsrate von zwei Prozent als ideal für die Wirtschaft erachtet. Ihre Präsidentin Christine Lagarde hat dennoch Zinserhöhungen für dieses Jahr bislang ausgeschlossen.

In Großbritannien hat die Notenbank BoE bereits die Zinswende eingeläutet und jüngst die Geldpolitik gestrafft. Die britische Inflation kletterte im Dezember unerwartet stark auf 5,4 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit März 1992. Die Finanzmärkte sehen nun eine große Wahrscheinlichkeit, dass die Notenbank die Zinsen am 3. Februar weiter erhöht.